„Wirtschaftsmacht von nebenan“

 

LIMBURG-WEILBURG – Volles Haus beim Tag des Handwerks

Mittwoch, 26. Oktober 2022, Nassauische Neue Presse / Lokales

Volles Haus im Bürgerhaus „Löhnberger Lilie“, das hat nun insbesondere Kreishandwerksmeister Wolfram Uhe zur Feierstunde anlässlich des 14. „Tages des Handwerkes“ zum Lächeln gebracht. Uhe zeigte sich hocherfreut, dass die Veranstaltung nach zwei Jahren Corona-Pause wieder ein so großes, positives Echo erfahren hat. Gekommen waren neben Vertretern der unterschiedlichsten Handwerkszweige der Region auch zahlreiche Bürgermeister aus dem Landkreis Limburg-Weilburg und Vertreter der Politik.

Mitveranstalter waren die Handwerkskammer Wiesbaden, vertreten durch ihren Präsidenten Stefan Füll und Hauptgeschäftsführer Bernhard Mundschenk, sowie die beiden Kreissparkassen Limburg und Weilburg, vertreten durch ihre Vorstandsmitglieder Mario Rohrer (Limburg) und Stephan Gürtler (Weilburg). Uhes Dank galt auch den Sponsoren der Veranstaltung. Der Kreishandwerksmeister ging in seiner Begrüßung auf Faktoren ein, die zu einer schwierigen wirtschaftlichen Lage geführt haben und führen, beispielsweise Energiewende, Klimaschutz, der Krieg in der Ukraine, aber auch die notwendige Versorgung immer mehr älterer Menschen.

„Deutschlands Zukunftspläne können nur mit dem Handwerk gelingen“, betonte er. „Dafür braucht es viele Handwerksberufe.“ Angesagt sei jetzt zu optimieren, anstatt zu verzichten. Sehr plastisch machte Uhe deutlich: „Wir hängen an fossilen Energien wie ein Junkie an der Nadel.“ Noch sei Deutschland eine der größten Industrienationen. Das solle auch so bleiben. Kritik äußerte der Kreishandwerksmeister an Mindestlohn und Bürgergeld. Das sei mit enormen Belastungen für die 130 Berufe im Handwerk verbunden.

Wolfram Uhe fordert „Bildungswende“

„Wir haben keinen Fachkräftemangel, wir haben eine Fachkräftekatastrophe“, sagte Uhe mit Nachdruck. Lücken könnten nur geschlossen werden, wenn Politik und Handwerk an einem Strang zögen. Auch ein Umdenken bei den Eltern sei erforderlich. Nicht nur ein Studium, sondern auch ein solider Handwerksberuf könne zum Lebensunterhalt dienen. Uhe forderte eine „Bildungswende“. „Wir brauchen alle Talente, egal ob akademisch gebildet oder mit einem Ausbildungsberuf.“ Das Handwerk schaffe Werte. Das müsse auch anerkannt und wertgeschätzt werden.

Für eine „Bildungswende“ sprach sich auch Stefan Füll aus. „Wir müssen junge Menschen noch mehr für das Handwerk begeistern.“

Vor der Förderpreisverleihung der innungsbesten Ausgebildeten sagte Wolfram Uhe: „Ihr habt einen wichtigen Grundstein für eine tolle Karriere gelegt. Handwerk wird nicht grundlos als die Wirtschaftsmacht von nebenan bezeichnet.“

Stephan Gürtler von der KSK Weilburg zeigte sich dankbar, dass man sich wieder treffen kann. Persönliche Kontakte seien wichtiger als ein digitaler Austausch. Insofern sei die Pandemie eine völlig neue Herausforderung gewesen. „Gute Partnerschaften bewähren sich aber besonders in schwierigen Zeiten“, sagte er mit Überzeugung. Nun gelte es, die Zukunft zu meistern. An die Innungsbesten gewandt lobte er: „Sie haben überdurchschnittliche Prüfungsergebnisse erreicht. Nun gilt es, Ihre Talente weiterzuentwickeln und gut einzusetzen. Die jetzt folgende Ehrung haben Sie mehr als verdient.“

Michael Altenhofer hält Impulsvortrag

Gespannt warteten dann die Gäste auf den Impulsvortrag von Michael Altenhofer mit dem Titel „Tu es jetzt – Plädoyer gegen das Aufschieben“. Er begann mit Zielen und Wünschen, die zwar formuliert, aber dann doch nicht gelebt würden, weil gerade nicht der richtige Zeitpunkt sei oder der Zeitrahmen nicht stimme. „Wir warten auf bessere Umstände, die dann doch nicht kommen“, sagte er. „Wir verschieben Wünsche und Vorsätze auf die Rente, ,Hardcore-Aufschieber‘ gar auf das nächste Leben.“

So mancher dürfte sich grundsätzlich wiedererkannt haben. „Warum zögern wir, flüchten uns in andere Themen?“, fragte Altenhofer. Die Erklärung liege darin, dass schon positive Gedanken und Vorstellungen zu einer Ausschüttung des Glückshormons Dopamin im Gehirn führten. Altenhofer bezeichnete das als „Dopamin-Anzahlung“. „Das ist so, wie wenn Sie ein Auto verkaufen und die Anzahlung Sie so glücklich macht, dass Sie auf den Rest verzichten.“ Andreas E. Müller

Die Ausgezeichneten

Ausgezeichnet wurden folgende Ausgebildete (SHK=Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik):

Jalal Ahmadi (Anlagenmechaniker SHK Heizungstechnik), Asaad Al Farra (Bäcker), Josephine Bär (Kauffrau für Büromanagement SHK), Wioletta Barwich (Kauffrau für Büromanagement Bäcker), Achim Bauer (Metallbauer Metallgestaltung), Esther Daum (Friseurin), Lea Esser (Kauffrau für Büromanagement SHK), Nils Fohrst (Zimmerer), Jule Hofmann (Friseurin), Michelle Jung (Kauffrau für Büromanagement SHK), Joel Knau (Elektroniker Energie- und Gebäudetechnik), Paul Lang (Tischler), Lea-Sophie Noll (Kauffrau für Büromanagement Maler), Kim Pauli (Kauffrau für Büromanagement SHK), Felix Rohleder (Tischler), Nils Saal (Anlagenmechaniker SHK Sanitärtechnik), Kay Thomas (Fleischer) und Lena Wandura (Kauffrau für Büromanagement Bäcker). Kay Thomas legte seine Prüfung mit der höchsten erreichten Punktzahl ab. Da er nicht persönlich anwesend sein konnte, nahm sein Ausbilder, Klaus Heymann von der Metzgerei Stippler in Niedertiefenbach, die Urkunde entgegen. amu

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