2. Woche – Tobias Breidenbach berichtet über seine Zeit in Laos

Zwischen meinen ersten beiden Arbeitswochen konnte ich mein erstes Wochenende in Vientiane genießen. Ich habe die Zeit intensiv genutzt, um zu Fuß möglichst jeden Winkel der Stadt zu erkunden. Dabei ist mir einmal mehr aufgefallen, wie komprimiert doch die laotische Metropole ist. Meine Spaziergänge, die ich als beste Möglichkeit zur Wahrnehmung der Kultur ausgemacht habe, konnte ich vor allem in den Morgenstunden bei noch angenehmen Temperaturen unternehmen. Nachmittags klettert das Thermometer regelmäßig weit jenseits der 30 Grad, sodass ich die Zeit lieber in verschiedenen Cafés bei einem „Iced Latte Macchiato“ zugebracht habe. Auch das buddhistische Wahrzeichen der Stadt, den That Luang, habe ich bereits besucht.

Nachdem ich auf der Arbeit in meiner ersten Woche die Struktur und die Tätigkeiten des WFDF kennenlernen durfte, rückt für mich nun die eigentliche Projektarbeit immer mehr in den Fokus. Zu dem Wesen der Sparkassenstiftung und ihrer internationalen Kooperationspartner gehört nämlich eine kontinuierliche Veränderung beziehungsweise Weiterentwicklung. In allen Bereichen wird permanent nach Verbesserungsmöglichkeiten gesucht, um die einheimischen Organisationen sukzessive an westliche Standards heranzuführen.

Bei dem WFDF sind die Hauptthemen die Weiterbildung von Mitarbeitern auf der einen und der Kunden auf der anderen Seite. Auf Mitarbeiterebene werden durch internationale Experten vor allem Englisch- und EDV-Kenntnisse vermittelt. Ich habe selbst schon an Unterrichtsstunden in Englisch teilgenommen und galt dabei als ein „Experte“. Es ist schon beeindruckend zu beobachten, wie wir in Deutschland durch unser Schul- und Universitätsenglisch uns nahezu einwandfrei artikulieren können. Aber auch die einheimischen Mitarbeiter des WFDF lernen schnell und mit Freude. Genauso verhält es sich mit den Computer-Skills, bei denen sich unsere Anstrengungen auf die Vermittlung von Fähigkeiten in Microsoft Excel fokussieren.

Bei der Organisationsentwicklung arbeite ich aktuell an einer Umfrage zu dem Thema finanzielle Bildung auf Kundenebene. In regelmäßigen Abständen werden mithilfe eines Fragebogens Daten erhoben, wie die Landbevölkerung mit dem Spargedanken, Krediten und weiteren Finanzdienstleistungen umgeht und sich gedanklich zu den Themen positioniert. Es wird vor allem getestet, ob die Probanden richtige finanzielle Prioritäten setzen – also beispielsweise Grundbedürfnisse zum Überleben wie Essen und Trinken dem Konsum klar überordnen. Die Testergebnisse werden in einer Kennzahl ausgedrückt, die mit anderen Regionen in Asien (z.B. Myanmar oder Vietnam) und im Zeitverlauf verglichen werden kann. Der WFDF nutzt sie auch für die Bewertung der eigenen Arbeit – inwiefern die Präsenz in den laotischen Dörfern für die finanzielle Bildung der Menschen Früchte trägt.

Zum Abschluss dieses zweiten Wochenberichtes eine Anekdote. Ich werde häufig gefragt, wie die Einheimischen mich als Deutschen wahrnehmen und ob ich vornehmlich mit Offenheit oder Zurückhaltung behandelt werde. Als wir die Tage zu dritt ein Dorf besuchten, war ich für die Bewohner der einzige Fremde. Schon bei der Ankunft habe ich bemerkt, dass alle Augen auf mich gerichtet waren und nach kurzer Zeit entstand eine kleine Diskussion auf Laotisch, deren Thema offensichtlich meine Person war, da immer wieder auf mich gezeigt wurde. Als alle Argumente ausgetauscht waren, wandte sich die einzige Englisch sprechende Dame mir dazu und sagte nur „You are handsome“ und wollte ein Foto mit mir machen. Insgesamt nehme ich eine sehr große Neugier gegenüber meiner Person wahr, die allerdings stets mit einer Portion Respekt und Toleranz einhergeht. Genauso möchte ich selbst meine Mitmenschen behandeln und weiter prägende Erfahrungen sammeln. Bis bald!

 

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert




Enter Captcha Here :