NULL-EURO-Maßnahmen – GIBT ES SOWAS?

In der letzten Kolumne vor der Sommerpause haben wir ja gelernt, wie man seinen Energieverbrauch richtig einschätzen kann. Das bedeutet, Ihr solltet nun wissen, was ein hoher und was ein niedriger Wärmeenergieverbrauch ist und wie Euer Haus oder Eure Wohnung im Vergleich mit anderen abschneidet. Aber ganz egal wie das Ergebnis auch aussieht, in den meisten Bestandsimmobilien steckt noch ein enormes Einsparpotenzial.

Energiesparmaßnahmen sind teuer

Die Kosten der bekanntesten Einsparmaßnahmen sind allerdings auch enorm, da sie in der Regel sehr aufwändig sind. So muss man für eine Dachdämmung eines Einfamilienhauses nicht selten mehr als 50.000 € ausgeben. Und auch die Außenwanddämmung oder eine Fenstermodernisierung sind nicht für Nichts zu haben. Immer kommen hier mehrere Zehntausend Euro zusammen. Und wenn man alles zusammen in Angriff nehmen will, wird es nicht selten sechsstellig.

So ein Fenstertausch oder eine Dach-, oder Außenwanddämmung sind also alles keine Maßnahmen, die man einfach mal so aus dem Ärmel schüttelt. Für diese großen und aufwändigen Maßnahmen braucht es immer den richtigen Zeitpunkt. Und der ist dann gekommen, wenn es einen Instandsetzungsbedarf gibt. Sprich, das Dach ist undicht und muss repariert werden, an der Hauswand fällt der Putz von der Fassade, oder die Fenster lassen sich nicht mehr ordentlich bedienen. Immer wenn das der Fall ist, ist der perfekte Zeitpunkt für eine energetische Verbesserung der betroffenen Bauteile gekommen.

Wenn man aber unabhängig vom Instandsetzungsbedarf unbedingt sofort loslegen will, sind die genannten Maßnahmen, genauso wie auch ein vorgezogener Heizungstausch, nicht empfehlenswert. Denn auch eine Heizung würde man ja nicht einfach rausschmeißen und gegen eine andere austauschen, wenn die alte noch tadellos funktioniert.

Für die Hochmotivierten unter Euch braucht es daher andere Möglichkeiten Energie einzusparen. Solche, die unabhängig sind von irgendwelchen Instandsetzungszeitpunkten und mit denen man sofort beginnen kann.

Gibt es günstige oder sogar kostenlose Alternativen?

Bei vielen Energiespartipps, die standardmäßig in den Medien vermittelt werden, habe ich manchmal das Gefühl, es werden schon seit Jahren immer wieder die gleichen ollen Kamellen über die Presse und im Internet verbreitet. Man könnte fast den Eindruck gewinnen, es gäbe nichts anderes als die Raumtemperatur um eins zwei Grad zu reduzieren indem man die Thermostate runterdreht. Ich weiß nicht, wie es Euch geht, ich habe von diesen schon tausendmal gehörten Standardempfehlungen die Nase voll. Daher habe ich Euch hier und heute mal einen hoffentlich neuen Tipp mitgebracht.

Für den nun kommenden Energiespartipp muss man nicht auf den richtigen Zeitpunkt warten. Wenn der der folgende Tipp für Euch relevant sein sollte, könnt Ihr im Prinzip sofort loslegen, wenn die Heizperiode beginnt und die Heizung wieder eingeschaltet wird. Und außerdem müsst Ihr dafür nichts kaufen oder besorgen. Denn es handelt sich um eine Null-Euro-Maßnahme, die nichts kostet, außer vielleicht etwas Eurer Zeit.

Heizkessel im Keller

Und los geht’s mit meiner absoluten Lieblingsmaßnahme, einer der effektivsten und gleichzeitig unbekanntesten Energiespartipps die es gibt. Dabei handelt es sich um die Optimierung der Einstellungen der Heizungssteuerung. Jeder Heizkessel, ganz egal ob Öl- oder Gas-Kessel, hat so eine Steuerung. Und diese können sogar bei den ganz alten Kesseln, die 30 Jahre und älter sind, einiges. Die können praktisch alles, um den Betrieb einer Heizung optimal zu steuern. Nur werden die Möglichkeiten dieser Steuerungen i. d. R. nicht genutzt, was zu ungeahnten Wärmeverlusten in unseren Heizungsräumen führt.

Warum das so ist, ist leicht erklärt. Wenn in einem Haus eine neue Heizung eingebaut wird, dann ist die Erwartungshaltung der Hauseigentümer ganz klar. Man möchte natürlich, dass die neue Heizung das Haus warm macht, logisch. Das führt bei den Heizungsbauern dazu, dass sie kein Risiko eingehen und die Heizung tendenziell etwas stärker heizen lassen, als es eigentliche nötig wäre. Sie geben bei den Einstellungen einen Sicherheitszuschlag. Wenn sie das nicht tun würden, bestünde die Gefahr, dass es eben nicht ausreichend warm im Haus wird. Dann rufen die Kunden an und beschweren sich. Dieses Risiko geht verständlicherweise kein Heizungsbauer ein, der auch nur ein bisschen Geschäftssinn in sich trägt.

Durch diesen einfachen Umstand sind praktisch fast alle bestehenden Heizungsanlagen so eingestellt, dass sie viel mehr Wärme produzieren als tatsächlich gebraucht wird. Wir, die wir in diesen Häusern und Wohnungen wohnen, merken davon nichts, da unsere Thermostatventile die Temperatur vor dem Heizkörper auf unsere entsprechende Wunschtemperatur absenken.

Die zu hoch eingestellten Temperaturen verursachen aber im Heizkessel und auch im Bereich der Wärmeverteilung über die Heizungsrohre schon vor dem Heizkörper immense Wärmeverluste, die durch den Schornstein verschwinden, oder den eigentlich unbeheizten Keller unnötig aufheizen. Wir merken das dann an der Öl- oder Gasrechnung, die viel zu hoch ausfällt. Da wir aber nicht wissen, dass die Rechnung deutlich niedriger sein könnte, akzeptieren wir unwissend den Mehrverbrauch und zahlen.

Einsparpotenzial jahrelang unterschätzt

Die zusätzlichen Wärmeverluste, die durch falsch eingestellte Heizungssteuerungen entstehen können, hat man über viele Jahre total unterschätzt. Wie hoch das Einsparpotenzial durch eine Heizungsoptimierung sein kann, will ich Euch mal an zwei Beispielen zeigen.

Einstellen der Heizkurve am Kessel

Das erste Beispiel ergab sich, als wir die Heizungsoptimierung als YouTube-Folge für die LandesEnergieAgentur Hessen (LEA) gemacht haben. Unsere Fotografin Theresa hat für diese Folge Ihr Haus und Ihre Heizungsanlage zur Verfügung gestellt. Und natürlich hat sie die Gelegenheit genutzt und das Gelernte gleich an ihrer eigenen Heizungsanlage ausprobiert. Als wir uns ein paar Monate später wieder trafen (der Winter war vorbei), hat sie uns erzählt, dass sie die Gas-Abrechnung bekommen hat und zunächst total erschrocken war. Sie sollte für den vergangenen Winter 2.000 € nachzahlen. Auch wir anderen waren natürlich erst mal erschrocken, bis Theresa erzählte, dass sie sich nur verguckt hatte. Tatsächlich musste sie nichts nachzahlen, sondern bekam 2.000 € vom Gasversorger zurück. Wahnsinn!

Als ich diese Geschichte ein paar Monate später bei einem meiner Vorträge zum Besten gab, kam nach dem Vortrag einer der Zuhörer auf mich zu und erzählte mir, dass er seine Heizungssteuerung bereits zwei Jahre zuvor selbst optimiert hätte, wofür ich Ihn beglückwünschte. Dann fragte er mich, was ich denke wie hoch die Einsparung war. Darauf sagte ich, dass da durchaus zehn, vielleicht sogar 20 Prozent zusammenkommen könnten. Daraufhin erklärte er mir, dass er seine Verbrauchsdaten bereits vor der Heizungsoptimierung über viele Jahre dokumentiert habe. Dadurch konnte er ziemlich genau ermitteln, dass seine Einsparung bei rund 40 Prozent lag.

40 Prozent! Eine so hohe Einsparung rein nur durch die optimierte Heizungssteuerung, das hat selbst mich überrascht. Das ist so viel, wie wenn man das Dach und gleichzeitig auch die Außenwand dämmt. Mit dem kleinen Unterschied, dass man für das Dach- und die Außenwanddämmung einen hohen fünfstelligen Betrag ausgeben muss. Die Heizungsoptimierung aber kostet: NICHTS!

Das heißt natürlich nicht, dass das Einsparpotenzial immer und überall 40 Prozent beträgt. Aber es zeigt, wie groß das ungenutzte Potenzial dieser Null-Euro-Maßnahme ist. Denn selbst wenn es nur zehn Prozent Einsparung sind, ist das immer noch doppelt so viel, wie wenn man seine Fenster austauscht. Aber anders als bei den Fenstern gibt es diese zehn Prozent für umme.

Wenn ich Euch nun ein bisschen neugierig auf die Heizungsoptimierung gemacht habe, dann würde mich das nicht wundern, aber freuen. Und ich rate Euch, geht es an! Alles, was Ihr dazu braucht, ist die Betriebsanleitung Eurer Heizungssteuerung und ein wenig Geduld. Wie das dann genau funktioniert, das zeige ich im YouTube Beitrag „DIY – Heizung optimieren – Heizkosten sparen – ohne Kosten – durch Anpassung der Heizkurve“.

Hier geht es zu Folge „DIY – Heizung optimieren – Heizkosten sparen – ohne Kosten – durch Anpassung der Heizkurve“

Schaut Euch die Folge einfach mal an, dann solltet Ihr in der Lage sein, Eure Heizung so einzustellen, dass sie keine unnötigen Wärmeverluste mehr produziert.

Euer Carsten
ENERGIESPARKOMMISSAR

 

 

 

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