Was bedeutet die Bundestagswahl für unsere Aktien?
Dr. Ulrich Kater, Deka-Chefvolkswirt, über den Einfluss der Wahl auf die Märkte
Deutschland hat gewählt und die Gespräche zur Regierungsbildung laufen. Gespannt warten die Bürgerinnen und Bürger darauf, wer das Bundeskanzleramt übernimmt – und welche Koalition das Land künftig regiert. Mitgefiebert wird seit dem Beginn der Wahlkampfphase – aber gilt das auch für die Aktienmärkte? Lassen die sich beeinflussen? Und was bedeutet der Wahlausgang für die Märkte? Antworten darauf kommen von Deka-Chefvolkswirt Dr. Ulrich Kater.
Herr Dr. Kater, im Wahlkampf geht es immer heiß her. Ob Rentenreform oder Klima-Investitionen – versprochen wird schon vor einer Wahl viel. Wie reagieren die Märkte darauf? Lassen die sich von politischen Versprechungen überhaupt beeindrucken?
Die Auswirkungen von Wahlen auf die Finanzmärkte werden allgemein stark überschätzt. Weder in Deutschland noch in den USA sind in den letzten Jahrzehnten starke Ausschläge an den Aktienmärkten zu beobachten gewesen – auch in den Tagen direkt vor oder nach einer Wahl nicht. Das hat einen entscheidenden Grund: Wenn es in Deutschland um wirtschaftliche Einzelfragen geht, wird die marktwirtschaftliche Wirtschaftsordnung von der großen Mehrheit der Politikerinnen und Politiker nicht infrage gestellt.
Dazu kommt: Wachstums- und Inflationstrends hängen nicht nur von dem Handeln einer einzelnen Regierung ab. Stattdessen sind es eher konjunkturelle und wachstumsrelevante Faktoren, die mittelfristig den Verlauf der Märkte bestimmen – vorausgesetzt natürlich, das Regierungshandeln bewegt sich innerhalb gewisser marktwirtschaftlicher Leitplanken. Auch während eines Wahlkampfs halten sich die wirtschaftspolitischen Unterschiede, die sich zwischen Parteiprogrammen (und erst recht innerhalb von Koalitionen) ergeben, also in sehr engen Grenzen.
Welchen Einfluss hat der Ausgang einer Wahl auf die Aktienmärkte? Macht es überhaupt einen Unterschied, ob nun Armin Laschet oder Olaf Scholz der nächste Bundeskanzler wird?
Das kommt darauf an, welcher Zeitraum in der Analyse betrachtet wird. Nimmt man zum Beispiel alle Bundestagswahlen, kann man im 100-Tageszeitraum eine leichte Schwächephase vor dem Wahltermin feststellen.
Betrachtet man stattdessen nur die wichtigen „Richtungswahlen“ der Vergangenheit, sieht das Ergebnis anders aus. In Deutschland wurde bei den Richtungswahlen der vergangenen Jahrzehnte der ohnehin herrschende Trend am Aktienmarkt nicht verändert: Die Performance des DAX zum Beispiel hatte in den drei Monaten vor und nach der Wahl überwiegend dasselbe Vorzeichen. Verwendbar für Anlagestrategien ist das nicht.
So hat sich der Dax in den Richtungswahlen der letzten Jahrzehnte entwickelt:
Wie ist das bei einzelnen Branchen oder Unternehmen? Lassen sich deren Aktienwerte vom Ausgang der Bundestagswahl beeinflussen?
Sicherlich werden hin und wieder einzelne Branchen oder sogar Unternehmen von bestimmten Punkten in Wahlprogrammen begünstigt – oder eben benachteiligt. Dass Aktienwerte direkt beeinflusst werden, kommt also vor – allerdings nur sehr vereinzelt. Ein Beispiel dafür ist die Wohnungswirtschaft oder auch Energie- und Infrastrukturunternehmen. Gerade in diesen Bereichen ist aber bereits im Vorfeld der anstehenden Wahl schon sehr viel in die Kurse eingeflossen. Grundsätzlich bleibt es dabei: Am Aktienmarkt gibt es wichtigere Themen als die Bundestagswahl.
(Stand 28.09.2021)
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