Niedertemperatur-Ready: Für erneuerbare Energien im Haus
Ganz gleich, ob Sie sich für Solarthermie, Photovoltaik oder eine Wärmepumpe entscheiden: Möchten Sie erneuerbare Energien einsetzen, sollten Sie Ihr Haus auch mit niedrigen Vorlauftemperaturen beheizen können. Niedertemperatur-ready lautet der Zustand, den es zu erreichen gilt. Doch was bedeutet das, wie ist es möglich und welche Kosten fallen dafür an? Wir geben einen Überblick und erklären, mit welchen Maßnahmen Sie Ihr Haus für den Einsatz erneuerbarer Energien vorbereiten.
Niedrige Vorlauftemperaturen: Darum sind sie erforderlich
Die Vorlauftemperatur beschreibt die Temperatur, mit der das Heizungswasser aus Ihrem Wärmeerzeuger zu den Heizflächen im Haus strömt. Während diese bei konventionellen Anlagen eine eher untergeordnete Rolle spielt, sollte sie für den Einsatz erneuerbarer Energien möglichst niedrig sein. Denn auf diese Weise lässt sich die kostenfreie Umweltwärme effizienter einsetzen. Und zwar mit:
- Solarthermieanlagen: Diese lassen sich auch dann zur Heizungsunterstützung nutzen, wenn das solare Angebot geringer und die Solarflüssigkeit kühler ist.
- Wärmepumpen: Diese müssen die Temperatur der Umweltwärme nicht so stark anheben, wenn Ihr Haus Niedertemperatur-ready ist. Die Anlagen verbrauchen dadurch weniger Strom und Ihre Heizkosten sinken.
Günstig sind Werte bis 55 Grad Celsius. Je weiter Sie darunter liegen, umso effizienter und sparsamer arbeitet die neue Heizung. Bei einer Wärmepumpe führt eine Absenkung um ein Grad Celsius bereits zu einer Heizkostenersparnis von etwa zwei bis drei Prozent.
Tipp 1: Heizkurve einstellen und Niedertemperatur-ready
Möchten Sie Ihr Haus ohne hohe Kosten Niedertemperatur-ready machen, sollten Sie sich zuerst die Heizkurve anschauen. Dabei handelt es sich um eine Funktion, die jeder Außentemperatur eine Vorlauftemperatur zuweist. Kühlt es sich draußen ab, weiß die Heizung dadurch, dass sie mehr Wärme liefern muss, um die entstehenden Verluste ausgleichen zu können.
- Ist die Heizkurve zu hoch eingestellt, liefert die Anlage immer mehr Wärme als nötig.
- Ist die Heizkurve zu steil, steigt die Leistung bei sinkender Außentemperatur zu stark an.
Günstig ist also eine möglichst niedrige und flache Kurve, die Sie am Bedientableau der Heizung einstellen können. Wir empfehlen die Unterstützung durch einen Fachhandwerker.
Mit optimalen Werten erreicht Ihr Haus in der gesamten Heizperiode die gewünschten Raumtemperaturen, ohne zu überhitzen. Die Vorlauftemperatur ist dabei so niedrig wie möglich eingestellt und Ihre Anlage ist einen Schritt näher an einer Niedertemperaturheizung.
Tipp 2: Das bestehende Heizsystem hydraulisch abgleichen
Etwas aufwendiger, aber immer noch günstig und wirkungsvoll ist der hydraulische Abgleich. Dabei reguliert ein Fachhandwerker die Druckverluste in der gesamten Anlage so ein, dass jeder Raum die benötigte Menge Heizungswasser erhält. Ohne hydraulischen Abgleich kann es in ungünstig angebundenen Bereichen zur Unterversorgung kommen. Viele Nutzer stellen die Vorlauftemperatur dann höher ein und verbrauchen mehr Energie als nötig.
Experten von dena (Deutsche Energie-Agentur) und VDZ (Verband der Gebäudeenergieberater, Ingenieure, Handwerker) schätzen, dass etwa 75 bis 80 Prozent der Heizungen in Deutschland nicht richtig abgeglichen sind. Ob auch Ihre Anlage dazugehört, erkennen Sie unter anderem an folgenden Anzeichen:
- Heizkörper erwärmen sich ungleichmäßig (einige heiß, andere kalt)
- In einigen Heizkörperventilen und Armaturen rauscht oder pfeift es
- Der Rücklauf zum Kessel ist deutlich kühler als der Vorlauf (> 20 °C)
- Die Ventile an Ihren Heizflächen lassen sich nicht voreinstellen
Richtig abgeglichen, lässt sich die Vorlauftemperatur absenken. Ihr Haus erreicht eine weitere Stufe in Richtung Niedertemperatur-ready und Ihre Heizkosten sinken – im Durchschnitt um fünf bis 15 Prozent.
Tipp 3: Neue Niedertemperaturheizkörper einbauen lassen
Auch die Heizflächen spielen eine wichtige Rolle, wenn es darum geht, Ihr Haus Niedertemperatur-ready zu bekommen. Denn: Je größer diese sind, umso mehr Wärme übertragen sie bei gleichen Vorlauftemperaturen an den Raum. Sinnvoll ist es daher, einige zu klein dimensionierte Heizkörper durch Niedertemperaturheizkörper zu ersetzen. Diese sind größer und/oder mit einem Gebläse ausgestattet, um die Wärmeübertragung zu verbessern.
Häufig genügt es, nur einige wenige Heizkörper zu tauschen. In einem wenig sanierten Altbau senken Sie die Vorlauftemperatur dadurch häufig von 70 bis 75 auf 45 bis 55 Grad Celsius ab. In einem Haus mit guter Dämmung sind sogar 35 bis 45 Grad Celsius möglich. Welche Heizflächen zu ersetzen sind, erfahren Sie dabei von einem Heizungsbauer oder Energieberater.
Übrigens: Möchten Sie die Heizkörper tauschen und im gleichen Zuge die eigenen vier Wände renovieren? Sprechen Sie uns gerne an!
Tipp 4: Mit einer Flächenheizung Niedertemperatur-Ready
Noch besser als Niedertemperaturheizkörper sind Flächenheizsysteme wie die Fußboden-, die Wand- oder die Deckenheizung. Denn diese nutzen besonders große Flächen zur Wärmeübertragung und kommen dadurch mit Vorlauftemperaturen von 25 bis 35 Grad Celsius aus. Voraussetzung ist auch hier ein energetischer Mindeststandard.
Sind die Fenster veraltet und Wände, Böden sowie Dächer nicht gedämmt? Dann benötigt Ihr Haus mehr Wärme und auch mit einer Flächenheizung muss die Vorlauftemperatur etwas höher ausfallen. In jedem Fall machen Sie Ihr Gebäude mit dieser Maßnahme aber Niedertemperatur-ready und damit fit für den Einsatz erneuerbarer Energien.
Tipp 5: Haus dämmen und Vorlauftemperaturen absenken
Ist das Sanierungsbudget größer und Sie möchten Ihre Gebäude optimal auf die Zukunft vorbereiten? Dann empfiehlt sich auch eine energetische Sanierung. Sinnvoll sind dabei Maßnahmen wie der Austausch der Fenster, die Dämmung der Kellerdecke oder die Dachboden-/Dachdämmung. Auch die Dämmung der Fassade ist häufig eine Überlegung wert – vor allem dann, wenn hier ohnehin Maßnahmen nötig sind.
Durch den besseren energetischen Zustand benötigt Ihr Haus auch in der kalten Jahreszeit weniger Wärme. Sie können die Heizkurve tiefer sowie flacher einstellen, große Heizflächen installieren und Ihre Anlage in eine Niedertemperaturheizung umwandeln.
Im Vergleich zu den übrigen Maßnahmen ist die energetische Sanierung der Gebäudehülle mit den höchsten Kosten verbunden. Ob sich die Investition lohnt und wann sich die Ausgaben amortisiert haben? Das erfahren Sie von einem Energieberater aus Ihrer Region. Dieser berechnet Kosten sowie Einsparungen und gibt Ihnen somit eine gute Basis für eine fundierte Entscheidung.
Niedertemperatur-Ready: Kosten sparen mit Fördermitteln
Während das Einstellen der Heizkurve mit etwas Geschick kostenfrei möglich ist, sind die Ausgaben für den hydraulischen Abgleich gering. Ähnlich verhält es sich auch beim Austausch einzelner Heizkörper. Möchten Sie eine Flächenheizung nachrüsten oder das Haus energetisch sanieren, um es niedertemperatur-ready zu machen, fallen die Kosten hingegen höher aus.
Wichtig zu wissen ist dabei allerdings, dass der Staat viele Maßnahmen fördert. Attraktive Zuschüsse gibt es dabei für den hydraulischen Abgleich, die Einstellung der Heizkurve und den Einbau neuer Heizflächen (Heizkörper oder Flächenheizung). Entscheiden Sie sich für eine energetische Sanierung, können Sie sich hingegen für einen Zuschuss (Einzelmaßnahmen) oder ein Darlehen mit Tilgungszuschuss (Komplettsanierung) entscheiden. Wie Sie die Mittel für sich nutzen und welche Voraussetzungen dabei bestehen, erklären wir im Beitrag „Sanierung: Mit Förderung mehr Effizienz und Komfort gewinnen“.






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