Höher, schneller, weiter
Kolumne Dr. Ulrich Kater, Chefvolkswirt der DekaBank, das Wertpapierhaus der Sparkassen
Frankfurt, 12. Juli 2024
An den Aktienmärkten ging es weiter nach oben, insbesondere in den USA, wo neue Allzeithochs erreicht wurden. Die politischen Turbulenzen um die Präsidentschaftskandidatur von Joe Biden beeinträchtigen die Märkte kaum. Gegenwärtig ist bei aller weiterhin bestehenden Unsicherheit sogar eine neue Präsidentschaft Donald Trumps eingepreist. Den größten Unterschied zwischen den beiden Kandidaten in wirtschaftspolitischer Hinsicht bildet noch die Perspektive von weiter steigenden Staatsschulden und einer Präsidentschaft Trump 2.0. Da allerdings alle finanzpolitischen Entscheidungen im Zusammenspiel mit dem Parlament getroffen werden müssen und dann auch nur allmählich wirksam werden, reagieren die Kapitalmärkte nur sehr verhalten auf eine solche Perspektive: Allenfalls einige Zehntel Prozentpunkte an Risikoprämie sind bei länger laufenden Anleihen mittlerweile in den Kursen enthalten. Höhepunkt der abgelaufenen Datenwoche bildeten die Inflationszahlen aus den USA. Nachdem bereits im Juni die ersten Zahlen bekannt wurden, die auf eine weitere Entspannung der Teuerungsdynamik in den USA hindeuteten, brachten die Juli-Zahlen die Fortsetzung dieses Trends. Eine erste Zinssenkung im September ist damit wieder wahrscheinlicher geworden. Nicht viel Neues gab es dagegen von den europäischen Zahlen. Die neuesten konjunkturellen Frühindikatoren für den Euroraum setzten den jüngsten Schwächetrend fort, so dass der bislang erwartete Aufschwung wieder abgeblasen werden könnte, noch bevor er sich im Bruttoinlandsprodukt bemerkbar machen kann. Zinssenkungen durch die Notenbanken bleiben in diesem Jahr weiter auf der Agenda. Die Geschwindigkeit der Zinssenkungen dürfte aber nicht mehr so sehr von der Inflationsentwicklung abhängig sein als vielmehr vom Fortgang der schwächelnden Konjunktur in den USA und in Europa.
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