Geopolitische Verunsicherung

Kolumne Dr. Ulrich Kater, Chefvolkswirt der DekaBank
Frankfurt, 13. Juni 2025
Sorgen vor einer Zuspitzung der Lage im Nahen und Mittleren Osten dominieren derzeit die Bewegungen an den Kapitalmärkten. Da der Iran nicht nur ein großes Ölförderland ist, sondern auch wichtige Transportwege kontrolliert, schwingt an den Kapitalmärkten die Sorge mit, dass eine weitere Eskalation mit belastenden Folgen auch für die Weltwirtschaft einhergehen würde. Entsprechend sensibel reagieren nicht nur die Ölpreise, sondern auch die globalen Risikomärkte auf die Lage.
Neben diesen geopolitischen Unwägbarkeiten sind die Märkte weiterhin dabei, die Auswirkungen der globalen Zölle und Handelsbeschränkungen einzuschätzen. Bislang verkraftet die Weltwirtschaft diese Belastungen deutlich besser als befürchtet. Und auch im Ausblick stehen die Zeichen grundsätzlich auf Deeskalation. Allerdings spricht das Ergebnis der Handelsgespräche zwischen den USA und China, die vergangenen Woche in London stattfanden, dafür, dass beide Seiten über wirksame Druckmittel verfügen und eine Annährung Zeit benötigen wird. Die Märkte müssen somit einen dauerhaft erhöhten Zollsockel berücksichtigen und sich an einen stetigen Umbau der Weltwirtschaft gewöhnen. Zusätzliche Störungen von geopolitischer Seite kommen in dieser Phase besonders ungelegen.
Diese Themen machen es auch der US-Notenbank nicht leicht, die am kommenden Mittwoch zum Zinsentscheid tagt. Die Ausgangslage ist komplex, da die Zölle und Zollandrohungen sich zwar negativ auf die Stimmung von Unternehmen und Konsumenten niedergeschlagen haben, in den volkswirtschaftlichen Zahlen aber noch kaum zu erkennen sind. Die US-Wirtschaft wächst weiter stabil und in den Inflationszahlen müssen die Zolleffekte mit der Lupe gesucht werden. Somit gibt es keinen Grund für zeitnahe Zinssenkungen, wohl aber den Ausblick auf moderate Senkungen im weiteren Jahresverlauf.
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