Gastbeitrag von Dr. Ulrich Kater, Chefvolkswirt DekaBank: Immer Ärger mit den Zinsen

eingestellt von Carolin Berger am 23. August 2021

Gastbeitrag von Dr. Ulrich Kater, Chefvolkswirt DekaBank: Immer Ärger mit den Zinsen

Immer Ärger mit den Zinsen

Die deutschen Sparer sind in Unruhe. Nullzinsen auf dem Giro- und Sparkonto waren schon länger ein Ärgernis. Damit bleibt zwar der gesparte Betrag erhalten, seine Kaufkraft nimmt jedoch jährlich um die Inflationsrate ab. Nun jedoch kommen mehr und mehr Verwahrentgelte dazu; damit sinkt der Kontostand sogar betragsmäßig.

Häufig steht die Europäische Zentralbank (EZB) im Zentrum der Kritik. Allerdings trifft das nicht ganz den Kern des Problems. Die Zinsen sind – zumindest in den Industrieländern – weltweit extrem niedrig, nach Abzug der Inflation oft sogar negativ. Über die Ursachen dieser anhaltenden Zinsflaute ist die Fachwelt – wie so häufig – noch uneins. Einen wichtigen Faktor könnte die demografische Entwicklung hin zu alternden Gesellschaften darstellen, die rund um den Erdball festzustellen ist. Diese Demografie trägt wohl zu schwachen Wachstumszahlen, hohen Sparvolumina und niedrigen Inflationsraten bei – alles Faktoren, die auf den Zinssatz drücken. Sind tatsächlich solche demografischen Einflüsse am Werk, dann bleibt der Zinsausblick deprimierend niedrig, denn diese Einflüsse bleiben auch in den kommenden Jahren unverändert bestehen. Trotzdem darf man die Notenbanken nicht völlig aus der Verantwortung lassen. Gerade im Euroraum stellt sich die Frage, ob die Geldpolitik nicht bei aller Anerkenntnis eines niedrigen „natürlichen“ Zinssatzes mit ihren extremen Maßnahmen zu schädliche Nebenwirkungen produziert. Kreditinstitute geben mittlerweile diesen Zinsdruck immer mehr weiter, den sie selber von ihrem „Lieferanten“, der EZB, erhalten. Dort müssen nämlich Banken und Sparkassen für ihre eigenen Einlagen bei der Notenbank „Negativzinsen“ bezahlen. Betriebswirtschaftlich gibt es für den Bankensektor – wie für jede andere Branche – bei Verschlechterung der Einstandspreise kaum andere Möglichkeiten als die Überwälzung.

Die gegenwärtig hohen Inflationsraten sind für die Sparer eine zusätzliche Last. Hoffentlich nicht für lange, denn die Preisentwicklung reflektiert zurzeit vor allem die Rückkehr der Volkswirtschaften in eine neue Nach-Corona-Welt, in der teilweise zwar schon wieder mehr produziert wird als vorher, die jedoch noch alles andere als rund läuft. Dabei werden auch Preissteigerungen durchgesetzt, die im vergangenen Jahr ausgefallen sind. Mit einer Normalisierung der weltweiten Produktionsketten sollte sich jedoch auch das Preisgeschehen wieder normalisieren. Das laufende Jahr sollte die Ausnahme bleiben: Im Drei-Jahres-Schnitt 2020 bis 2022 wird gegenwärtig an den Finanzmärkten für Deutschland eine jährliche Inflationsrate von etwa 1,5 Prozent erwartet.

Doch bei unverzinsten Guthaben bedeuten auch niedrige Inflationsraten auf Dauer eine Erosion der Kaufkraft, nach zehn Jahren ist das Vermögen dann doch schnell 15 bis 20 Prozent weniger wert. Das zeigt, dass die herkömmliche Sparform des Bankkontos in Deutschland zumindest für die 20er Jahre ein ungeeignetes Instrument zum langfristigen Vermögenserhalt, geschweige denn zum Vermögensaufbau ist. Eine engere Beteiligung an wirtschaftlichen Aktivitäten, sei es durch Aktien, durch Anleihen oder durch Immobilien, ermöglicht gute Chancen auf langfristig auskömmliche Renditen. Hierbei sind einige Regeln zu beachten. Es lohnt aber, sich mit diesen Regeln vertraut zu machen, anstatt sich über nicht vorhandene Sparzinsen zu ärgern.

 

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