Diagnose Mittelstand 2020: Krisenfester auf dem Land
Durch Flexibilität und Innovationskraft sind ländliche Unternehmen resilienter
Die „Diagnose Mittelstand 2020“ des deutschen Sparkassen- und Giroverbands (DSGV) kommt zu dem überraschenden Ergebnis, dass kleine und mittlere Unternehmen (KMU) in ländlichen Regionen im Mittel bisher besser gegen die Folgen der Coronakrise gewappnet sind als ihre städtische Konkurrenz.
Finanziell robust trotz Krise: Der Mittelstand hat vorgesorgt
Die Coronakrise traf die Wirtschaft weltweit unvermittelt ins Mark. Dennoch steht der Mittelstand, vor allem dank höherer Eigenkapitalquoten, heute finanziell wesentlich besser da als während der Finanz- und Wirtschaftskrise 2008/2009. Das liegt vor allem daran, dass viele Unternehmen in den letzten elf Jahren vorbildlich gewirtschaftet haben und somit mehr Polster aufweisen, um die Krise aus eigener Kraft zu meistern.
Der kürzlich veröffentlichte S-Mittelstands-Fitnessindex zeigt, dass dafür vor allem zwei Faktoren, die als wichtige Krisenpuffer für KMU gelten, ausschlaggebend sind: Die Liquiditätspolster, die seit 2008 im Schnitt um rund 70 Prozent gewachsen sind. Und die Eigenkapitalquote, die über alle Branchen hinweg stark anstieg und im vergangenen Jahr 38,4 Prozent ausmachte.
Trotz allem hat die Coronakrise einige Branchen hart getroffen. Für diese Unternehmen sind die Unterstützungsgelder von Bund und Ländern sowie die zusätzlichen Beratungsgespräche und Zins- und Tilgungsaussetzungen der Sparkassen besonders wichtig.
Regionale Unterschiede – Stadt versus Land
Die Diagnose Mittelstand 2020 bescheinigt vor allem KMU im ländlichen Raum eine hohe Krisenresistenz. Zwar sind auf dem Land Standortfaktoren wie Infrastruktur, Fachkräfteangebot, digitaler Ausbau und Wertschöpfungsnetzwerke oft ungünstiger als in Metropolregionen. Dennoch liegen ländliche KMU vor allem bei den wichtigen Unternehmenskennzahlen Umsatzrentabilität (Gewinn durch Umsatz) und Eigenkapitalquote vor ihren urbanen Wettbewerbern – und das bereits seit einigen Jahren
Differenz bei Umsatzeinbußen, Kurzarbeit und Insolvenz
Städtische Unternehmen haben in der Coronakrise im Durchschnitt deutlich signifikantere Umsatzeinbußen zu verkraften als die ländliche Konkurrenz. In jeder fünften Stadt gaben die Firmenkundenbetreuerinnen und -betreuer von Sparkassen an, dass bei mehr als der Hälfte ihrer mittelständischen Kunden die Umsätze um 20 Prozent und mehr eingebrochen seien. Bei den ländlichen Sparkassen berichtete nur jeder elfte Berater von solch drastischen Umsatzeinbußen.
Folglich mussten auch weniger Unternehmen auf dem Land ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Kurzarbeit schicken als ihre Wettbewerber in den Metropolen. Zwei von drei städtischen KMU haben in der Coronakrise Kurzarbeit beantragt, auf dem Land musste nur jeder zweite Betrieb zu diesem Mittel greifen.
Auch bei der Frage nach möglichen Insolvenzen ihrer Firmenkundinnen und -kunden sehen die Beraterinnen und Berater städtischer Sparkassen ein leicht höheres Risiko als ihre Kolleginnen und Kollegen für die Unternehmen auf dem Land.
Innovationen stärken Unternehmen in der Krise
Der Schlüssel zur Bewältigung der wirtschaftlichen Folgen der Coronakrise liegt nach Einschätzung der Sparkassen-Expertinnen und -Experten in der Investitionsfähigkeit und dem Veränderungswillen der Unternehmen.
Der strukturelle Wandel, der bereits vor der Corona-Pandemie eingesetzt hat und durch die Entwicklungen der vergangenen Monate massiv verstärkt wurde, könne nur durch Investitionen in neue Produkte, Prozesse und Vertriebswege gemeistert werden, so das Resümee der Diagnose Mittelstand 2020.
In diesen Bereichen hätten derzeit vor allem familiengeführte ländliche Betriebe Vorteile, unterstreicht eine aktuelle Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft Köln im Auftrag der Stiftung Familienunternehmen. Auch im weiteren Verlauf der Corona-Pandemie dürften ländliche KMU ihren Wettbewerbern in den Städten zumindest nicht nachstehen in der Fähigkeit, die Krise zu meistern.
Unternehmen, die basierend auf ihrem derzeitigen Geschäftsmodell nicht auf eine mittelfristige Erholung ihrer Umsätze und Gewinne hoffen können, werden gezwungen sein, neue Wege zu gehen. Für eine erfolgreiche Transformation werden sie investieren und betriebliche Strukturen und Prozesse verändern müssen. Und dafür brauchen sie die richtigen wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen.
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