Corona und die Wirtschaft, Dr. Ulrich Kater, Chefvolkswirt der DekaBank
Namensbeitrag von Dr. Ulrich Kater
Das Coronavirus hat in einer nie dagewesenen Geschwindigkeit die Weltkonjunktur gekippt. Aus einem weltweiten Aufschwung wurde in wenigen Tagen die Erkenntnis eines vorübergehenden tiefen Wirtschaftseinbruchs. Kein Ereignis der modernen Wirtschaftsgeschichte hat den Konjunkturausblick zu Friedenszeiten für die gesamte Weltwirtschaft in so kurzer Zeit derart komplett gedreht. Dies ging mit deutlichen Kursverlusten an den Börsen einher, die binnen Tagen 20 Prozent und mehr erreichten, freilich von den unmittelbar vorher noch erreichten neuen historischen Höchstständen.
Fast alle Länder verfolgen – in unterschiedlichen Ausprägungen und mit unterschiedlicher Intensität – einen ähnlichen Plan zum Umgang mit der Pandemie. Danach führen zunächst sehr strikte Maßnahmen der gesellschaftlichen Abgrenzung für einige Wochen dazu, die sprunghafte Ausbreitung der Krankheit in den Griff zu bekommen. Danach dienen viele kleine Maßnahmen dazu, die Rückkehr des Virus zu verhindern oder zumindest zu kontrollieren, bis ein Gegenmittel entwickelt wurde. Diese Strategien sind in China, Süd-Korea und Taiwan sehr erfolgreich gewesen, selbst wenn auch hier hart um diese Erfolge gerungen werden muss und Rückschläge möglich sind. Es gibt gute Aussichten, dass sie auch hierzulande erfolgreich sein werden. Damit kann sich das wirtschaftliche Leben im Jahresverlauf Schritt für Schritt wieder erholen.
In der Zwischenzeit stellt die Gemeinschaft im großen Umfang Mittel zur Verfügung, um Unternehmen und Arbeitsplätze zu schützen. Es wird nicht jeder Arbeitsplatz und nicht jedes Unternehmen erhalten bleiben können, aber genügend, so dass die Wirtschaft auch diesen Rückschlag überwinden kann, wie sie auch andere schwierige Phasen in den vergangenen Jahren überstanden hat.
Bleibt die Pandemie unter Kontrolle, so wird sich die Rückkehr zu einer normalen Wirtschaftsleistung über die gesamte zweite Jahreshälfte hinziehen, in einigen Wirtschaftszweigen auch bis ins nächste Jahr. In einigen Branchen werden sich auch dauerhafte Änderungen ergeben, wie etwa im Gesundheits- und Pharmabereich.
Wesentlich ist jetzt, dass sich in dieser realwirtschaftlichen Stressphase nicht noch zusätzlicher Druck durch die Finanzmärkte aufbaut. An den Finanzmärkten haben die augenblicklichen Gegenmaßnahmen von Notenbanken und Regierungen dazu geführt, dass eine sich unmittelbar anbahnende Panikwelle abgewehrt werden konnte.
Für die privaten Anleger stellt sich die Frage nach den Auswirkungen auf ihre Vermögensanlagen. Hier kommt ein Kriterium ins Spiel, das bei praktisch allen großen Kursrückgängen die wichtigste Rolle spielt: Krisen sind vorübergehend. Der Zeithorizont des privaten Aktienanlegers erstreckt sich über viele Jahre, ja Jahrzehnte. In dieser Zeit werden solche negativen Kursereignisse wie gerade erlebt mehr als ausgeglichen. Es rückt eher die umgekehrte Überlegung in den Vordergrund, dass bei großen Kursrückgängen in der Vergangenheit durch einen Neuaufbau von Positionen immer die Saat für sehr gute Renditeentwicklungen in der Zukunft gelegt werden konnte.
Stand: 31.03.2020
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