Wenn das Smartphone zur Schuldenfalle wird

eingestellt von Carolin Berger am 27. April 2020

Wenn das Smartphone zur Schuldenfalle wird

 

Das Smartphone bietet Kommunikation, Unterhaltung und Bezahlmöglichkeit in einem – und hilft dir wie ein Schweizer Taschenmesser in vielen Lebenslagen. Doch in diesem Wunderwerk der Technik lauern auch Gefahren: teure Handyverträge, In-App-Käufe in Spielen oder Roaming-Gebühren im Ausland.

Über 6,9 Millionen Menschen über 18 Jahre sind in Deutschland überschuldet. Dies geht aus dem IFF-Überschuldungsreport 2019 des gemeinnützigen Instituts für Finanzdienstleistungen hervor. Zentrale Ergebnisse der Studie sind: Arbeitslosigkeit ist der wichtigste Auslöser, um ins Minus zu geraten. Alleinerziehende sind stärker gefährdet und auch hohe Wohnkosten, die etwa 50 Prozent des Einkommens ausmachen, sind keine Seltenheit.

Überschuldung ist auch eine Altersfrage

Während über 60-jährige Menschen oft weniger verschuldet sind, haben Jugendliche oder unter 25-Jährige deutlich häufiger offene Verbindlichkeiten. Die vom Statistischen Bundesamt 2019 veröffentlichte Überschuldungsstatistik belegt, dass knapp zwei Drittel der jungen Menschen, die im Jahr 2018 eine Schuldnerberatungsstelle aufsuchten, Handyschulden aufwiesen. Die durchschnittliche Schuldenhöhe dieser Altersgruppe bei Telekommunikationsanbietern betrug 1573 Euro.

Die häufigsten Gründe für Handyschulden sind:

  • hohe Anschaffungspreise für ein Smartphone
  • Vertragslaufzeiten von 24 Monaten
  • kostenpflichtige Apps und In-App-Käufe
  • teure Roaming-Gebühren im Ausland

Neue Smartphones verleiten zum Kauf

Handyverträge mit vermeintlich attraktiven Konditionen verleiten im Netz mit nur wenigen Klicks zum Kauf. Oft wird vergessen: Die Raten müssen zwei Jahre oder teils sogar länger entrichtet werden. Dass die Ratenzahlung für das Smartphone auch mehrere Hundert Euro zusätzlich kostet, fällt schnell unter den Tisch. Allerdings: Der Technikmarkt durchläuft immer schnellere Innovationszyklen. Wer auf dem aktuellen Stand bleiben und sich vorzeitig ein neues Smartphone kaufen möchte, verliert schnell die Kontrolle über die Kosten. Ein paar Klicks später ist der Kaufvertrag abgeschlossen, das alte Handy wandert in die Schublade oder wird verkauft – aber die Raten dafür müssen weiterhin bezahlt werden.

Auch sogenannte In-App-Käufe werden schnell zum Problem. „Um zum Beispiel in Spielen schneller voranzukommen, müssen User Diamanten mit echtem Geld kaufen“, sagte Daniel Wagner von der Diakonie Bayern, die eine Schuldnerberatung anbietet, dem Bayerischen Rundfunk in einem Interview. Das Geld werde aber nicht sofort vom Konto abgebucht, sondern erst zum Monatsende, und so würden viele junge Menschen mehr kaufen, als sie sich finanziell leisten können. Die Diakonie Bayern bietet deshalb sogenannte Handyführerscheine als Fortbildungen an Schulen an. Die Schüler lernen dabei, wie man mit dem Smartphone richtig umgeht, ohne in die roten Zahlen zu geraten.

Tipps gegen die Schuldenfalle

Diese Kurse und andere Angebote belegen: Du musst nicht in die Schuldenfalle Smartphone tappen, wenn du einige Regeln beachtest.

  • Lass dir ein paar Tage Zeit beim Kauf. Vergleiche erst einmal in Ruhe die Angebote und Modelle – und überlege dir die Entscheidung einer Kreditaufnahme sorgfältig.
  • Vorgängermodelle kaufen. Sie bieten häufig einen ähnlichen Funktionsumfang, sind aber billiger. Denn es muss nicht immer das neueste Modell von Samsung oder Apple sein.
  • Prepaid-Karten bieten den besten Kostenüberblick. Bei Ratenzahlung wird jeden Monat ein bestimmter Betrag vom Konto abgezogen. Überlege dir: Kann ich mir das wirklich leisten?

Wenn du trotz allem lieber einen mehrjährigen Vertrag abschließen willst, solltest du die Tarife genau vergleichen und das Kleingedruckte im Vertrag mit möglichen Zusatzkosten durchlesen. Vergleich-Tarifrechner wie Handytarife.de oder Verivox.de helfen dir. Bei einem Vertrag solltest du immer darauf achten, dass dieser eine möglichst kurze Laufzeit hat. Das verschafft Flexibilität. Schüler, Studenten und Auszubildende haben zudem oft die Möglichkeit, günstige Sondertarife zu erhalten. Und, ganz wichtig: Überlege dir zweimal, ob du wirklich teure Zusatzoptionen hinzubuchen musst.

Finanzen im Blick

Auch nach dem Kauf kannst du mit einigen wesentlichen Tricks Geld sparen. Diese sind:

  • Installiere eine Haushaltsbuch-App auf dem Handy – zum Beispiel die Finanzchecker-App der Sparkasse. Wenn du dort immer alle Ausgaben einträgst, kannst du überprüfen, wohin, wann und wofür dein Geld fließt.
  • Wähle keine Sonderrufnummern wie etwa 0900 oder 0137. Antworte nicht auf fünfstellige Premium-SMS wie zum Beispiel 12345 und wähle keine fremden Nummern zurück.
  • Deaktiviere In-App-Käufe und versieh sie mit einem Passwort.
  • Beantrage eine Drittanbieter-Sperre beim Mobilfunkanbieter – somit wird dem WAP-Billing – der Möglichkeit, Inhalte über die Mobilfunkrechnung zu kaufen – ein Riegel vorgeschoben.

Nimm Hilfe durch eine professionelle Schuldnerberatung in Anspruch, wenn du merkst, dass du die monatlichen Zahlungstermine nicht mehr einhalten kannst und sich die Mahnungen häufen. Schuldenhilfen gibt es in jeder größeren Stadt. Diese Anlaufstellen bieten Unterstützung, indem sie etwa die finanzielle Situation genau durchleuchten und einen Plan erstellen, wie man möglichst schnell schuldenfrei wird.

 

Du brauchst finanzielle Unterstützung oder hast Fragen?
Wir helfen gerne.

Chat starten

Der Beitrag Wenn das Smartphone zur Schuldenfalle wird erschien zuerst auf Der Sparkasseblog.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert




Enter Captcha Here :