US-Wahlfieber setzt ein
Kolumne Dr. Ulrich Kater, Chefvolkswirt der DekaBank, das Wertpapierhaus der Sparkassen
Frankfurt, 25. Oktober 2024
Langsam legt sich bleierne Stille auf die Kapitalmärkte. Das politische Megaereignis der US-Präsidentschaftswahl rückt näher. Die Märkte reagieren auf Wirtschaftszahlen und -meldungen weniger als sonst, weil die Wahl in der wichtigsten Volkswirtschaft der Welt alles überschattet. In den vergangenen Handelswochen positionierten sich die Marktteilnehmer noch einmal stärker in Richtung eines Trump-Sieges: Die Renditen von Staatsanleihen stiegen deutlich an, Aktienmärkte tendierten freundlich, teilweise mit neuen Allzeithochs. Nun warten alle ab, was am Wahltag geschieht. Das schwierigste Szenario wäre eines, in dem dauerhaft unklar bleibt, wer die Präsidentschaft gewonnen hat, entweder wegen institutioneller Unvollkommenheiten oder weil eine Partei ein gefundenes Ergebnis nicht anerkennt und mit nicht verfassungsgemäßen Maßnahmen dagegen vorgeht. Gegen diese alles überstrahlende Bedeutung der US-Präsidentschaftswahlen waren andere Wirtschaftsnachrichten in der zurückliegenden Woche für die Marktbewegungen praktisch bedeutungslos. Selbst das etwas leicht gestiegene ifo-Geschäftsklima in Deutschland konnte keine Akzente setzen. Die Ankündigungen von Wirtschaftsprogrammen in Deutschland bewegten den Dax mangels Glaubwürdigkeit in keiner Weise. Immer mehr Einzelstimmen aus dem Europäischen Zentralbankrat sprechen sich für schnellere Zinssenkungen im Euroraum aus, so dass Präsidentin Lagarde und andere führende EZB-Vertreter zum Schluss eine wachsende Zinssenkungseuphorie einbremsen mussten. Es bleibt allerdings dabei, dass kurzfristige Anlagen am Geldmarkt absehbar unattraktiv werden und Umschichtungen Richtung länger laufender Anleihen zur Folge haben werden. Gleichzeitig entfernen sich die beiden ökonomischen Supertanker Europa und USA bei den Zinsen immer weiter voneinander, was den Kurs des US-Dollars auch in dieser Woche weiter aufwerten ließ.
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