Nachhaltigkeit und grüne Finanzierungen

eingestellt von Carolin Berger am 21. Februar 2022

Nachhaltigkeit und grüne Finanzierungen

 

Nachhaltige Unternehmen sind widerstandsfähiger – besonders in turbulenten Zeiten

Mit nachhaltigen Geschäftsmodellen langfristig wettbewerbsfähig bleiben

Das Thema Nachhaltigkeit ist aktueller und wichtiger denn je und hat durch die Corona-Pandemie zusätzlichen Aufschwung bekommen. Unternehmen, die seit vielen Jahren ein nachhaltiges Geschäftsmodell leben, bewältigen Krisen erfolgreicher. Das zeigen nicht nur Studien, sondern bestätigen auch positive Unternehmensbeispiele.

Seite an Seite

Gerade jetzt müssen Geschäftsmodelle auf den Prüfstand. Mit der richtigen Strategie kann sich das langfristig bezahlt machen. Die Sparkassen-Finanzgruppe kennt die Herausforderungen ihrer Firmenkunden und steht mit ihrem gesamten Spektrum an Finanzdienstleistungen und maßgeschneiderten Lösungen als Partner zur Seite.

Nachhaltigkeit auf verschiedenen Ebenen

Die Europäische Kommission hat mit ihrem „Green Deal“ beschlossen, Europa bis 2050 als ersten Kontinent klimaneutral zu machen. Die gewachsene Relevanz von Nachhaltigkeit auf politischer Ebene fordert auch Unternehmen und Banken heraus. Geschäftsmodelle müssen in Zukunft überdacht, Produkte an die Rahmenbedingungen angepasst werden.

Drei-Säulen-Modell der Nachhaltigkeit

Die drei Säulen der Nachhaltigkeit „Ökologie, Wirtschaft und Soziales“ dienen als Maßstab für Staaten und Unternehmen. Das Prinzip der nachhaltigen Entwicklung beruht auf diesem „Drei-Säulen-Modell“. Alle Säulen werden als Zieldimensionen für Nachhaltigkeit definiert, als gleichgewichtet und gleichrangig angesehen und stehen in vollem Einklang zueinander. Der zentrale Gedanke dahinter: Eine nachhaltige Entwicklung ist nur zu erreichen, wenn umweltbezogene, wirtschaftliche und soziale Ziele gleichzeitig und gleichberechtigt umgesetzt werden. Nur so kann die ökologische, ökonomische und soziale Leistungsfähigkeit einer Gesellschaft sichergestellt und verbessert werden.

  1. Ökologische Nachhaltigkeit: Unternehmen sollten sich für einen bewussten und effizienten Umgang mit endlichen und nachwachsenden Rohstoffen, Wasser und Energie einsetzen, um die Umwelt einschließlich der natürlichen Ressourcen zu schonen.
  2. Ökonomische Nachhaltigkeit: Gut wirtschaften, aber wie?
    Auch Unternehmen mit einem nachhaltigen Geschäftsmodell müssen genug Gewinne erzielen. Eine Wirtschaftsweise gilt nur dann als nachhaltig, wenn sie dauerhaft betrieben werden kann.
    Allerdings darf die Profitmaximierung nicht das einzige Ziel sein. Unternehmen brauchen langfristige Strategien und ein gutes Nachhaltigkeitsmanagement.
  3. Soziale Nachhaltigkeit: Unternehmen steigern ihre Arbeitgeberattraktivität, indem sie soziale Verantwortung annehmen und leben. Sie verschaffen sich damit erhebliche Wettbewerbsvorteile.

Mittelstand als Basis für Wohlstand und Sicherheit

Der Mittelstand, Deutschlands wichtigster Wirtschaftssektor, hat eine große Verantwortung – besonders in Zeiten, in denen die Weltwirtschaft insgesamt vor großen Herausforderungen steht.

Viele Unternehmen sind von den Folgen der Coronakrise hart getroffen. Fehlende digitale Infrastrukturen machen sich jetzt besonders bemerkbar. Störungen internationaler Lieferketten haben Produktionsabläufe unterbrochen. Aufträge wurden verschoben oder storniert. Umsatzeinbußen waren die Folge.

Wie man mit einem auf Nachhaltigkeit ausgerichteten Geschäftsmodell im Wettbewerbsvergleich zwischen Unternehmen gut durch die Krise kommt, zeigt der deutsche Familienbetrieb Vaude.

Ein Leuchtturmunternehmen in Sachen Nachhaltigkeit

Der Outdoorpionier Vaude setzt sich seit Jahren mit Entschlossenheit für nachhaltige Produkte ein. Starke Überzeugung und Verantwortungsbewusstsein sind die treibenden Kräfte dahinter. Das Familienunternehmen vom Bodensee denkt und lebt nachhaltiges Handeln ganz nach dem Prinzip des Drei-Säulen-Modells der Nachhaltigkeit. Und gerade auch in der derzeitigen Krise erwies sich diese Strategie als Erfolgsrezept.

Ein wesentlicher Erfolgsfaktor war der regelmäßig stattfindende, auf dem gemeinsamen Verständnis für das nachhaltige Geschäftsmodell basierende „Sparkassen-FinanzDialog“ mithilfe von papierlosen Tools. Besonders die darin mit IT-Unterstützung durchgeführten finanzwirtschaftlichen Szenarien und die daraus resultierende Liquiditätsausstattung zwischen dem Nachhaltigkeitsunternehmen und der lokalen Sparkasse Bodensee mit Unterstützung des Verbundpartners, der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW), haben auch in der Coronakrise einen Beitrag zur Stabilisierung geleistet.

Drei Erfolgsfaktoren von Vaude

Der nachhaltige Umgang der Firma Vaude mit den unterschiedlichen Stakeholdern seines Ökosystems hat sich während der Coronakrise bisher beispielhaft wie folgt bewährt:

Die ganzheitliche Nachhaltigkeitsstrategie von Vaude

Foto: Vaude

1. Starke Finanzgläubiger an der Seite

Das Unternehmen Vaude ist bisher ohne staatliche Liquiditätshilfen durch die Coronakrise gekommen. Das liegt zum einen an einer seit vielen Jahren guten Nachhaltigkeitsstrategie, deren Maßnahmen positive finanzwirtschaftliche Auswirkungen haben.

Zum anderen an einem umfangreichen Liquiditätsausstattungspaket durch die Sparkassen-Finanzgruppe zusammen mit anderen Banken, welches schon vor der Coronakrise geschnürt wurde. Kern dieses Produktpakets ist eine „ESG-Finanzierung“* in Verbindung mit Förderkrediten der KfW.

*ESG-Finanzierung:

Im Bereich nachhaltiger Finanzierungen haben sich als Begrifflichkeit die „ESG“-Kriterien etabliert.
Das Akronym steht für:

  • Environment (Umwelt: z. B. Klimaschutz, Umweltpolitik, Wassermanagement)
  • Social (Soziales: z. B. Rechte, Interessen und Wohlergehen von Personen und Gemeinschaften) und
  • Governance (Gute Unternehmensführung: z. B. Transparenz, Grundsätze der Organisationsführung, Beziehung der Organisation zu Interessengruppen).

Das ESG-Prinzip orientiert sich an dem Drei-Säulen-Modell der Nachhaltigkeit, lässt aber die ökonomische Dimension außen vor. Es beschreibt drei nachhaltigkeitsbezogene Verantwortungsbereiche
von Unternehmen.

Nachhaltige Finanzierungen basieren auf diesen ESG-Kriterien.

2. Verlässliche Partnerschaft mit Lieferanten und Logistikunternehmen

Vertrauen und jahrelange partnerschaftliche Zusammenarbeit mit Lieferanten und Logistikunternehmen trugen dazu bei, dass das Unternehmen in der Krise eng mit Lieferanten zusammenarbeitete und beispielsweise benötigte Ware noch rechtzeitig verschifft bekam. Vaude hat auch zu Beginn der Coronakrise bewusst entschieden, Bestellungen nicht ad hoc zu stornieren und mit den Lieferanten beispielsweise spätere Liefertermine vereinbart.

3. Transparente Mitarbeiterführung

Dank der Vertrauenskultur und einer guten IT-Infrastruktur war das mobile Arbeiten bei Vaude bereits seit Längerem etabliert – im Zuge der Coronakrise konnte das Unternehmen die Homeoffice-Quote weiter erhöhen und den Betrieb ungestört weiterlaufen lassen.

Dies soll auch in Zukunft fortgeführt werden, um die Vereinbarkeit von Familie und Beruf weiter auszubauen, die während des Lockdowns nochmals besonders herausgefordert wurde. Außerdem trägt das vermehrte Arbeiten im Homeoffice zu einer Senkung des Verbrauchs nicht erneuerbarer Ressourcen und einer guten Klimabilanz bei.

 

Darüber hinaus hat das Unternehmen in der Coronakrise einen Blog ins Leben gerufen, über den die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Zeit der Einschränkungen – anfangs täglich – auch von zu Hause aus über alle Unternehmensentwicklungen zeitnah per Videobotschaft informiert wurden. Beides hat dazu beigetragen, dass die Belegschaft unter extremen Bedingungen und bei hohen Homeoffice-Quoten den Unternehmensbetrieb jederzeit sicherstellten und für das gesamte Ökosystem von Vaude Hervorragendes geleistet haben.

Das Nachhaltigkeitsunternehmen Vaude ist kein Einzelfall, wenn es darum geht, von seiner nachhaltigen Unternehmenskultur zu profitieren. Der weit überwiegende Anteil der Unternehmensleiter und Nachhaltigkeitsexperten, so ein Ergebnis einer aktuellen Studie, halten eine nachhaltige Unternehmensführung für wichtig oder sogar sehr wichtig. Auch andere Studien bestätigen das:

  • Nachhaltigkeitsunternehmen werden beim Wiederanspringen der Konjunktur in der „vorderen Startreihe stehen“.
  • Durch nachhaltiges Handeln erhöht sich ihre Innenfinanzierungskraft.
  • Die Attraktivität als Arbeitgeber steigt.
  • Ein positives Image wird gestärkt.
  • Das hat wiederum günstige Sogwirkung bei Kunden und anderen Stakeholdern.

Herr Kind, Sie unterstützen Sparkassen nun schon seit mehreren Jahren in der Betreuung des Mittelstandes. Die Coronakrise ist nicht die erste Krise, die Sie gemeinsam durchstehen. Was ist das „Besondere“ in der aktuellen Situation?

Zum einen die Intensität und zum anderen das weltweite Ausmaß.  Dadurch waren die Auswirkungen sehr dynamisch beziehungsweise teilweise unvorhersehbar und komplex. Wobei ich die Betonung auf „teilweise unvorhersehbar“ legen würde.  Denn die Coronakrise hat in der Wirtschaft auch Veränderungen beschleunigt, die schon im Gange waren und in den nächsten Jahren ohnehin gekommen wären.

Ein weiterer Unterschied insbesondere zur Finanzkrise besteht darin, dass sich diesmal nicht nur die Finanz- sondern auch die Realwirtschaft anpassen muss.

Persönlich scheinen Sie, Herr Kind, kein „Freund“ des Wortes „Krise“ zu sein. Warum?

Dauerhaft benutzt kann es reaktives Verhalten rechtfertigen. Eine solche Haltung ist mit Nachhaltigkeit nicht kongruent. Die Corona-Pandemie fungiert für mich wie eine Art „Brennglas“ in den unterschiedlichen Branchen. Es ist für mich nicht überraschend, durch dieses „Brennglas“ zu beobachten, dass die Unternehmen, die seit vielen Jahren ihr Geschäftsmodell unter Nachhaltigkeitsgesichtspunkten in ihrem spezifischen Ökosystem gemeinsam mit den verschiedenen Stakeholdern permanent weiterentwickelt und das Vorhersehbare – z. B. die Digitalisierung – antizipiert haben, nun auch in dieser Zyklusphase vergleichsweise widerstandsfähig und finanziell weniger negativ betroffen sind.

„Das Ganze ist mehr als die Summe seiner Teile“ hat schon Aristoteles gewusst. Und unser Mittelstand hat diese Erkenntnis in seine DNA übernommen.

Das hilft mir dabei, mir meinen Mut für die Zukunft zu behalten, und es bestärkt mich in meiner Leidenschaft nur darin, gemeinsam mit der Sparkassen-Finanzgruppe mit dem nachhaltigen Mittelstand und seinen Partnern im jeweiligen Ökosystem die Zukunft unverändert aktiv zu gestalten.

Die Sparkassen-Finanzgruppe gibt es bereits seit über 200 Jahren. Sie war immer schon auf Nachhaltigkeit ausgerichtet. Wie begleiten Sie Ihre Firmenkunden, auch hinsichtlich einer erfolgreichen Transformation des Geschäftsmodells?

Wir haben genau zu diesem Zweck ein neues Beraterteam aufgebaut, das Unternehmenskunden von Sparkassen bei der Entwicklung nachhaltiger Geschäftsmodelle und dem Einsatz passender Finanzierungsinstrumente unterstützt.

Aus unserem regelmäßigen Dialog mit dem Firmenkunden heraus entwickeln wir gemeinsam Lösungen, die zum individuellen Bedarf passen. Gerade für viele mittelständische Unternehmen eignen sich am besten die staatlichen Förderkredite, die sich ebenfalls permanent weiterentwickeln. Für größere Unternehmen kommt das Produktsegment der sogenannten „Grünen Finanzierungen“ und „ESG-Finanzierungen“ hinzu, dessen rasante Entwicklung wir aktiv mit vorantreiben, weil wir wissen: Die Zeit, um unsere Zukunft selbst zu gestalten, ist knapp. Packen wir sie an – jetzt!

 

 

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