„Lebensqualität ist top, man fühlt sich wohl“
Vorteile im Passivhaus und andere Tipps zum Energiesparen
Veröffentlicht: 06.11.2023 in NNP
Von Thorsten Kunz
Seit Kurzem präsentiert die Kreissparkasse Limburg in ihrer Hauptstelle in der Diezer Straße gegenüber Karstadt eine Wanderausstellung über den Passivhaus-Standard. Energieberater Carsten Herbert aus Darmstadt, einer großen Fangemeinde besser bekannt durch seinen YouTube-Kanal „Energiesparkommissar“ und neuerdings auch als Bestsellerautor auf der Spiegel-Bestsellerliste, war zur Eröffnung eingeladen worden. Beim kurzweiligen Abend referierte er anschaulich, verständlich und fachkundig über das Thema „Vom Passivhaus zum modernisierten Altbau: Ideen für ein zukunftsfähiges Wohnen“. Nach der Begrüßung durch den Vorstandsvorsitzenden der Kreissparkasse Limburg, Patrick Ehlen, den Schirmherr der Ausstellung, Landrat Michael Köberle (CDU), sowie Bürgermeister Marius Hahn (SPD) führte ein Betroffener ins Thema Passivhaus ein: Diplomingenieur und Architekt Helmut Jung, bis 2019 Erster Kreisbeigeordneter des Kreises Limburg-Weilburg (SPD), berichtete kurz von seinen persönlichen Erfahrungen im eigenen Passivhaus. „Die Lebensqualität ist top, man fühlt sich wohl“, fasste er gleich zu Beginn zusammen. Entscheidend seien eine gute Wärmedämmung und das Lüftungssystem. Die permanente Frischluftzufuhr sei ein Gewinn, Schimmel kein Thema, und gegen eine zu hohe Trockenheit im Winter würden einige Zimmerpflanzen prima helfen. Da man sich beim Passivhaus die Heizung sparen könne, lägen die Kosten für das Standardpassivhaus auch nicht mehr höher als beim konventionellen Hausbau. „Auch wenn es draußen mal längere Zeit eisig kalt war, ist die Temperatur in unserem Haus nie unter 18-19 Grad gefallen“, wusste er aus langjähriger Erfahrung zu berichten. „Lediglich für das Warmwasser musste im Winter ab und zu mal der Holzofen mit Holzscheiten befeuert werden.“ Anschließend hatten die rund 100 Zuhörer Gelegenheit, sich in der Ausstellung zum Thema zu informieren. Auf 20 Schautafeln wird der Passivhaus-Standard beschrieben. Die Wanderausstellung wurde vom Darmstädter Passivhaus Institut konzipiert und von der LandesEnergieAgentur Hessen GmbH (LEA Hessen) produziert. Sie erklärt die Grundprinzipien eines Passivhauses.
Bis zu 90 Prozent Heizenergie sparen im Altbau
Es werden Lösungen für den Neubau, die Modernisierung, Kosten und Fördermöglichkeiten sowie realisierte Hausbeispiele gezeigt. Der Passivhaus-Standard spielt nicht nur im Neubau eine besondere Rolle, sondern auch bei der Altbaumodernisierung mit Passivhaus-Komponenten wird eine Heizenergieeinsparung von bis zu 90 Prozent erzielt. Die Ausstellung informiert deshalb umfassend von A wie „Altbausanierung“ bis Z wie „Zertifikat zur Bauqualität“. Sie ist noch bis zum 17. November zu den Öffnungszeiten der Hauptstelle der Kreissparkasse zu besichtigen. Dann war der Energiesparkommissar an der Reihe: Carsten Herbert erklärte anschaulich die Geschichte des in den 90er-Jahren in Hessen entwickelten Passivhauses, seine Wirkungsweise und Effektivität.
Wärmedämmung und Rückgewinnung
So verglich er das Passivhaus mit einer Thermoskanne, einem „passiven System“ mit hochwertiger Hülle, bei dem ohne weitere Wärmezufuhr auch nur wenig Wärme verloren gehe. Die Kanne einer einfachen Kaffeemaschine müsse dagegen ständig über die Heizplatte und permanente Energiezufuhr warmgehalten werden – ein aktives und teures System. Für ein gut funktionierendes Passivhaus machte er deshalb fünf entscheidende Kriterien aus: Die Wärmedämmung, den Einsatz von Passivhausfenstern, die Luftdichtheit, zu vermeidende Wärmebrücken und die Lüftung mithilfe von Wärmerückgewinnung (WRG). Wer wissen will, wo er mit seinem Haus in Sachen Heizwärmebedarf steht, könne das einfach berechnen: mit der Formel „Wärmeenergieverbrauch im Jahr Heizung / Warmwasser), geteilt durch die beheizte Wohnfläche“. Wer bei einem Wert von 200 Kilowattstunden (kWh) pro Quadratmeter im Jahr lande, verbrauche etwa so viel wie ein Auto, das auf 100 Kilometer 20 Liter schluckt. Das treffe für die meisten vor der ersten Wärmeschutzverordnung 1978 gebauten Häuser zu, sofern sie nicht zwischendurch modernisiert worden seien. Häuser, die nach der Wärmeschutzverordnung von 1995 gebaut worden seien, kämen da schon auf einen Wert von etwa 100 kWh pro Quadratmeter im Jahr oder weniger, entsprechend einem Auto mit etwa zehn Liter Benzinverbrauch (oder weniger). Passivhäuser dagegen böten einen Wert von nur rund 35 kWh. Auch auf den Einsatz von Wärmepumpen und Alternativen wie Hybridheizungen, Klimaanlagen oder Wärmewasserpumpen ging Herbert kurz ein. „Was bei einer Modernisierung zum Zuge kommt, hängt letztlich vom Zustand und den Möglichkeiten des Hauses ab und sollte gut überlegt sein“, fasste er zusammen und schloss seinen Vortrag mit dem Hinweis: „Die beste Energie ist die, die wir nicht verbrauchen.“
Schreibe einen Kommentar