Statement von Dr. Ulrich Kater, Chefvolkswirt der DekaBank: Kursrückgänge im Oktober
Kursrückgänge im Oktober
Frankfurt, 12. Oktober 2018
Nachdem die Aktienkurse weltweit bereits seit Anfang Oktober abgebröckelt waren, hat sich diese Abwärtsbewegung in der zweiten Oktoberwoche nun noch verstärkt. Der US-amerikanische S&P 500 verlor seit Monatsbeginn 6,7 Prozent, der europäische EuroStoxx 50 6,0 Prozent und der DAX 6,5 Prozent. Dabei liegt der S&P 500 im Vergleich zum Jahresanfang noch mit rund 2 Prozent im Plus. Der EuroStoxx 50 und der DAX dagegen haben seit Jahresbeginn um 8,4 Prozent bzw. 10,0 Prozent nachgegeben. Die jüngste Bewegung ging von den Vereinigten Staaten aus und hatte keinen erkennbaren konkreten Anlass. Der US-Dollar tendierte tendenziell etwas schwächer, was gegen eine gesteigerte Risikowahrnehmung mit Flucht in die sicheren Häfen spricht. Die Rentenmärkte unterbrachen ihren Trend leicht steigender Renditen. Bislang gab es keine Ansteckungseffekte in Richtung der Schwellenländer, die in den vergangenen Monaten mit Währungseinbußen und steigenden Zinsen zu kämpfen hatten. Das technische Bild der Aktienmärkte ist, insbesondere in Europa, allerdings angeschlagen. Die langfristigen Aufwärtstrends werden immer mehr infrage gestellt und könnten in eine Seitwärtsbewegung übergehen.
Die Tatsache, dass der IWF seine Konjunkturprognose für die Weltwirtschaft um zwei Zehntel heruntergenommen und die weltweite Verschuldung als zu hoch bezeichnet hat, war für die Analysten und Händler keine Neuigkeit. Diese Nachricht kann nicht wirklich als marktbewegend eingestuft werden. Die fundamentalen Rahmenbedingungen für die Finanzmärkte haben sich in den vergangenen Tagen nicht nennenswert verändert: Weder gibt es neue Informationen zur Konjunktur noch zur Politik der Notenbanken, die auf ihrem seit langem angekündigten geldpolitischen Pfad planmäßig voranschreiten. Zum Wochenschluss deutete sich eine Gegenbewegung am Aktienmarkt an. Von einem unkontrollierten Absturz oder gar Panik kann keine Rede sein.
Was steckt hinter der Bewegung?
Da keine neuen Informationen Auslöser für diese Bewegung gewesen sind, kann man diese eher interpretieren als ein Widerspiegeln der den Aktienmärkten zugrunde liegenden fundamentalen Strömungen. Diese bestehen in einem fortgesetzten, aber alternden Aufschwung bei gleichzeitiger geldpolitischer Wende durch die Notenbanken. Hinzu kommt, dass die US-Aktienmärkte entgegen dem weltweiten Trend in diesem Jahr stark nach oben gelaufen waren. Insofern ist die jetzige Bewegung auch eine Korrektur von etwas zu euphorischen Erwartungen, die durch die Wirtschaftspolitik der Regierung Trump hervorgerufen worden waren. Schließlich kommen Risikothemen hinzu wie etwa der Streit um den italienischen Staatshaushalt, der steigende Ölpreis oder die handelspolitische Konfrontation mit China. Trotz der Erwartung einer Eintrübung des fundamentalen Umfeldes besteht derzeit kein Grund, eine schnelle konjunkturelle Wende zum Schlechteren zu erwarten. Weder steht für 2019 eine Rezession auf der Tagesordnung noch ist ein baldiger Anstieg der Marktzinsen auf deutlich höhere Niveaus zu befürchten. Auch die politischen Themen erweisen sich bislang für die Konjunktur als beherrschbar. In kommenden Wochen werden an den Aktienmärkten die Quartalsberichte der Unternehmen ein wichtiger Einflussfaktor werden. Es ist nicht auszuschließen, dass die Märkte dann im Falle verhaltener Ausblicke nochmals eine Korrekturwelle erfahren, bevor anschließend der Weg zum oberen Rand eines Seitwärtskorridors eingeschlagen werden kann.
Was heißt das für die Anlagepolitik?
Wir hatten bereits zu Beginn des Jahres darauf hingewiesen, dass insbesondere der langsame Wegfall der geldpolitischen Schubwirkung an den Finanzmärkten stärkere Volatilität als in der Vergangenheit hervorrufen würde und die äußerst dynamische Entwicklung der vergangenen Jahre an den Aktienmärkten sich so nicht würde fortsetzen können. Hierin fühlen wir uns bestätigt. Deutliche Rücksetzer hatten wir als Chance identifiziert, die Investitionsquoten an den Aktienmärkten wieder zu erhöhen. Dies entstammte der Erwartung, nicht in einen Bärenmarkt zu fallen, sondern mangels Nachschub an schlechten Fundamentalnachrichten auch wieder deutliche Erholungen zu sehen. Hieran halten wir fest. Wir erwarten ein freundlicheres Jahresende und haben unser Jahresziel von 13.200 Punkten für den DAX nicht verändert. Für eine anhaltende, spürbare Abwärtskorrektur müssten sich politische Schocks zuspitzen oder ein stärkerer Pessimismus in den Ausblicken und Kommentaren der Unternehmen zeigen, als dies gegenwärtig zu erwarten ist.
Nach der gradlinigen und erfolgsverwöhnten Kursentwicklung der vergangenen Jahre an den Aktienmärkten ist in diesem Jahr einiges Störfeuer von den fundamentalen sowie den politischen Umfeldbedingungen her aufgetreten. Dies ist aus unserer Sicht kein Grund, den Aktienmärkten den Rücken zu kehren und diese Anlageklasse strategisch unterzugewichten. An der Aktie als wichtigem Portfoliobestandteil führt in Zeiten fortgesetzter extremer Niedrigzinspolitik kein Weg vorbei.
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