Frankreich vor der Wahl
Kolumne Dr. Ulrich Kater, Chefvolkswirt der DekaBank, das Wertpapierhaus der Sparkassen
Frankfurt, 28. Juni 2024
Eine Woche vor den französischen Wahlen bewegten sich Aktien- und Anleihemärkte seitwärts. Es ist zu erwarten, dass die Ergebnisse der Neuwahlen die sich langsam aber stetig verändernde politische Landschaft hin zu den Rändern widerspiegeln. Dies nicht zuletzt, weil es offensichtlich der politischen Mitte an Einigkeit und an Willen mangelt, dies zu ändern. Die möglichen Koalitionsverhandlungen nach dem zweiten Wahlgang am 7. Juli zeichnen sich als schwierig ab. Euroabschaffung oder EU-Austritt sind jedoch nicht Teil der Wahlprogramme. Haushaltskonsolidierung oder auch nicht: Es gibt eine breite politische Unterstützung für weitere EU-schuldenfinanzierte-Fonds. Kurzfristig könnte es als Reaktion auf das Wahlergebnis zu einer technisch getriebenen Beruhigung bei den Renditeabständen der französischen Staatsanleihen gegenüber deutschen Bundesanleihen kommen. Allerdings wird sie kaum anhalten und französische Anleihen werden dauerhaft auf erhöhten Renditeniveaus verharren. Mittelfristig sind höhere Risikoprämien angesichts steigender Schuldenquoten und einem sich beschleunigenden Abbau der Staatsanleihen auf der Bilanz der Europäischen Zentralbank wahrscheinlich.
Auch in den USA werfen die Wahlen ihre Schatten voraus: Nach dem ersten Fernsehduell der beiden Hauptkontrahenten stürzten die Wahlaussichten für Amtsinhaber Biden ab, allerdings ohne Reaktionen an den Kapitalmärkten. Konjunkturell war die abgelaufene Handelswoche für die deutsche Volkswirtschaft wenig erfolgreich. Der ifo Geschäftsklimaindex rutschte weiter leicht ab. Die deutsche Wirtschaft verliert den Anschluss an die Weltwirtschaft. Während weltweit die Aktivität kräftig läuft, dümpelt in Deutschland die Konjunktur vor sich hin. Der Wirtschaftsstandort Deutschland muss mehr tun, um den gegenwärtigen weltweiten Strukturwandel erfolgreich zu bestehen.
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