Erleichterung an den Kapitalmärkten

Kolumne Dr. Ulrich Kater, Chefvolkswirt der DekaBank
Frankfurt, 27. Juni 2025
Mit dem Waffenstillstand im Iran-Israel-Konflikt ging eine Erleichterungswelle durch die Aktienmärkte. Viele Marktteilnehmer hatten jedoch bereits mit einer zeitnahen Deeskalation gerechnet, denn die Kursreaktionen an Aktien- und Rohölmärkten während der Angriffe waren moderat geblieben. Dementsprechend hielt sich aber auch das Erholungspotenzial in Grenzen. Sofort rückten wieder ökonomische Daten in das Blickfeld der Börsianer. In den USA enttäuschten eine Reihe von Konjunkturzahlen. Damit bestätigt sich vorsichtig die Erwartung einer Abschwächung der US-Wirtschaft durch die Belastungen des Wirtschaftsprogramms der Regierung Trump. Allerdings ist es noch deutlich zu früh, um etwa das Ausmaß der Überwälzungen von Zöllen auf die US-Konsumenten oder die Wirkungen der allgemeinen Verunsicherung auf das Investitionsverhalten der Unternehmen zu bestimmen. In Deutschland wurde mit dem ifo- Geschäftsklima eine leicht verbesserte Stimmung unter den Unternehmen gemeldet. Aber als neue Zuversicht lassen sich die Zahlen nicht interpretieren. Die Aktienmärkte tendierten denn auch für den Rest der Woche seitwärts. Eine leichte Verschlechterung der Konjunkturdynamik in den USA bei einer zarten Verbesserung in Europa: Das ist der Stoff, aus dem die neue Stärke des Euro gemacht ist. Die europäische Währung wertete gegenüber dem US-Dollar weiter auf. Damit könnte eine jahrelange Unterbewertung des Euro zu Ende gehen, denn von seinem fairen Wert gegenüber der US-Währung ist der Euro nur noch knapp zehn Prozent entfernt. Die Touristen freut es, die Exporteure ärgert es zusätzlich zu den Zöllen. Alles in allem ist die Aufwertung jedoch für die europäische Konjunktur verkraftbar, denn nach der Gründung des Euro sind die einzelnen Regionen Europas unabhängiger von Währungsbewegungen geworden.
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