Die Dividende und ihre Signalwirkung

Das Jahr 2018 war für Aktienanleger ambivalent. Auf der einen Seite schütteten hiesige Unternehmen für die Geschäfte im abgelaufenen Jahr so viel Geld an ihre Aktionäre aus wie nie zuvor, auf der anderen Seite mussten DAX und Co. mehr als 18 Prozent Kurseinbußen hinnehmen. Joachim Schallmayer, Aktienexperte der Deka, zeigt in diesem Zusammenhang die Wichtigkeit der Dividende für die Aktienanlage auf.

 

Herr Schallmayer, die Aktienkurse sind vergangenes Jahr weltweit gefallen. DAX, M- und S-DAX verloren mehr als 18 Prozent. Wieso sollten Sparer Aktien dennoch eine Chance geben?

Das zurückliegende Börsenjahr war für viele Anleger sehr enttäuschend. Wir sollten jedoch nicht vergessen, dass Aktien als langfristige Investition angesehen werden sollten. Sparer, die ihr Geld nur kurzfristig parken möchten, sollten generell andere Anlagemöglichkeiten in Betracht ziehen. Für Anleger mit einem langfristigen Anlagehorizont von mehreren Jahren bleiben Aktien weiterhin eine gute Anlageidee. Ein Blick auf die vergangenen Jahre bestätigt dies. Gemessen am DAX, M-DAX oder S-DAX entwickelten sich Aktien in den zurückliegenden Jahren in Deutschland prächtig. In diesem Kontext dieser hervorragenden Wertentwicklung sollte die schwache Aktienkursentwicklung des vergangenen Jahres gesehen werden. So legte der DAX in den vergangenen zehn Jahren bis zum 31. Dezember 2018 um 120 Prozent zu. Auch über einen Zeitraum von fünf Jahren haben Aktien gehalten, was sich viele Anleger von ihnen versprochen haben. Allerdings sind die Kursentwicklungen der Vergangenheit kein Indikator für die zukünftige Wertentwicklung. Was bei der Anlage in Aktien nicht vergessen werden darf ist, dass neben der Kursentwicklung die Dividende einen ganz wichtigen Ertragsbestandteil darstellt. In den vergangenen Jahren hat sich gezeigt, dass die Unternehmen sowohl hierzulande als auch in Europa insgesamt ihre Ausschüttungen stetig steigern konnten. Aktien von Unternehmen mit hoher Dividendenqualität sind weiterhin eine gute Anlageidee.

 

Woran erkennen Sie diese Ausschüttungsfreundlichkeit?

Zum einen lässt sich dies an den absolut ausgeschütteten Dividendenbeträgen ablesen. Das Volumen der Dividendenzahlungen ist in den vergangenen Jahren stetig angestiegen und wird in diesem Jahr einen neuen Rekordwert von knapp 37 Mrd. Euro für die im DAX Index enthaltenen Unternehmen betragen. Zum Vergleich: Vor acht Jahren waren diese Ausschüttungen noch um rund 10 Mrd. Euro niedriger. ( Grafik)

Zum anderen sind die Ausschüttungsquoten, also der Teil der Unternehmensgewinne, der als Dividende an die Aktionäre ausgeschüttet wurde, in den vergangenen Jahren leicht angestiegen. Die Aktionäre partizipieren somit sogar überproportional von der guten Unternehmensgewinnentwicklung.

 

Gemessen an den Dividenden haben deutsche Unternehmen im vergangenen Jahr so viel Geld an ihre Aktionäre ausgeschüttet wie nie zuvor. Wie wird das 2019 aussehen?

Die gute Nachricht vorweg: Die Unternehmen haben im vergangenen Jahr erneut gut verdient und die Aktiengesellschaften werden auch in diesem Jahr ihre Anteilseigner, sprich Aktionäre, an ihrem Geschäftserfolg beteiligen. Die 160 Unternehmen aus DAX, M-DAX und S-DAX werden zusammengenommen in diesem Jahr für das abgelaufene Geschäftsjahr voraussichtlich ein Volumen von 52,4 Mrd. Euro an ihre Anteilseigner ausschütten. Das ist erneut eine Rekordsumme, die aber im Einklang mit der Unternehmensgewinnentwicklung steht. Die Mehrzahl der Unternehmen blickt auf eine solide operative Geschäftsentwicklung zurück und kann es sich deshalb leisten, diese Summen auszuschütten. Im DAX-Index mussten lediglich BMW, Daimler und RWE ihre Dividende gegenüber dem Vorjahreswert kürzen. Alle anderen DAX 30-Gesellschaften konnten ihre Dividenden steigern oder im Fall von ThyssenKrupp halten. Auch im Jahr 2019 kann damit gerechnet werden, dass die Unternehmen ihre Gewinne im mittleren einstelligen Prozentbereich gegenüber dem Vorjahr werden steigern können. Die Grundlage für nochmals erhöhte Dividendenausschüttungen ist somit gelegt.

Lassen Sie uns noch einmal auf die Signalwirkung der Dividende zurückkommen…

… Die Dividende hat in vielerlei Hinsicht eine sehr wichtige Signalwirkung. Zum einen ist sie ein Indikator dafür, wie es um die Geschäftsentwicklung eines Unternehmens bestellt ist. Ein Unternehmen ist nur dann in der Lage eine Dividende auszuschütten, wenn durch die unternehmerischen Aktivitäten ein ausreichend hoher und auch nachhaltig erzielbarer Gewinn erwirtschaftet wird. In diesem Fall kann das Unternehmen die Aktionäre daran in Form einer Gewinnausschüttung beteiligen, nichts anderes stellt die Dividendenzahlung dar. Zum anderen lässt sich aus der Dividende auch ablesen, welche Erwartungen das Unternehmen selber für die zukünftige Geschäftsentwicklung hat. Denn die Dividende wird vom Vorstand eines Unternehmens vorgeschlagen und dieser muss die Höhe der Auszahlung auf der Hauptversammlung begründen. Insofern ist der Anreiz hoch, die Dividende nur dann anzuheben, wenn die Zuversicht groß genug ist, die Ausschüttungshöhe auch im kommenden Jahr halten oder sogar nochmals steigern zu können. Muss ein Unternehmen die Dividende kürzen, geht dies in der Regel auch mit spürbaren Aktienkursrückgängen einher. Dagegen werden Unternehmen mit einer hohen Dividendenkontinuität und einer verlässlichen Dividendenpolitik vom Kapitalmarkt belohnt und sind oft auch deutlich weniger schwankungsanfällig. Um die Qualität einer Dividendenzahlung zu beurteilen ist es wichtig, nicht nur auf die Höhe, sondern vor allem auch auf das Verhältnis von Dividendenausschüttung zu den erzielten Gewinnen, der sogenannten Ausschüttungsquote zu achten. Diese Ausschüttungsquote sollte sich in vernünftigen Bandbreiten bewegen. Der Blick auf die aggregierten Ausschüttungsquoten im DAX, M-DAX und S-DAX Index zeigt, dass dies derzeit der Fall ist.

 

Dividendenrendite? Worum geht es da genau?

Die Dividendenrendite ist eine Kennzahl, in der die aktuelle oder zukünftige Dividende ins Verhältnis zum Aktienkurs gesetzt wird. Eine hohe Dividendenrendite signalisiert eine hohe Ausschüttung relativ zu dem Preis, der für eine Aktie bezahlt wird. Wenn die Aktie der Deutschen Telekom heute 14,50 Euro kostet und ihren Aktionären eine Dividende in Höhe von 0,77 Euro je Aktie in Aussicht stellt, liegt die Dividendenrendite bei 5,3 Prozent. Die Höhe der Dividendenrendite ist neben zahlreichen anderen Faktoren gerade für ertragsorientierte Anleger eine wichtige Entscheidungsgröße. Denn die Gesamtrendite einer Aktienanlage setzt sich sowohl aus der Kursbewegung als auch aus der erhaltenen Dividende zusammen. Dabei ist die Kursentwicklung hohen Schwankungen unterlegen, während die Zahlung der Dividende eine wesentlich höhere Konstanz hat. Gerade in Zeiten niedriger Kapitalmarktzinsen ist die Dividende ein wichtiger und beständiger Ertragsfaktor und ein gewichtiges Argument für die Aktienanlage. Der DAX Index hat derzeit eine Dividendenrendite von 3,2 Prozent[1].

 

Was empfehlen Sie?

Anleger, denen bei einem Engagement am Aktienmarkt eine hohe regelmäßige Dividendenausschüttung wichtig ist, sollten bei der Titelauswahl nicht nur auf die Höhe der Dividende oder die Höhe der Dividendenrendite achten. Bei der Auswahl einer Aktie kommt es auf eine Vielzahl verschiedener Faktoren an, von denen die Dividende nur eine Komponente darstellt. Auch sollten sich Anleger bei der geplanten Investition nicht nur auf einige wenige Unternehmen begrenzen. In einem Aktienfonds ist eine breite Streuung von Unternehmen über Branchen oder sogar Länder hinweg, gewährleistet. Anleger, denen eine hohe regelmäßige Ausschüttung wichtig ist, sind deshalb mit einer Anlage in Dividendenfonds gut beraten. Über den Diversifikationsaspekt hinaus werden in einem aktiven Fonds zusätzlich die Titel selektiert, die nach eingehender fundamentaler Analyse und Überprüfung des Geschäftsmodells nicht nur aktuell, sondern auch in Zukunft eine hohe Dividendenausschüttung erwarten lassen.

[1] Stand 24. Januar 2019

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