Cyberangriffe: Die Bedrohung nimmt zu

eingestellt von Carolin Berger am 7. November 2022

LIMBURG-WEILBURG – Kreis zählt drei Millionen Zugriffsversuche binnen 200 Tagen – IHK-Dienstleister betroffen

Freitag, 04. November 2022, Nassauische Neue Presse / Lokales

Die Zahl der Cyber-Angriffe nimmt zu. Betroffen sind auch Verwaltungen, Verbände und Unternehmen im Kreis Limburg-Weilburg.

Im Landkreis Limburg-Weilburg kommt es immer häufiger zu Hackerangriffen. Die Sorge von Institutionen und Unternehmen, einem Cyberkriminellen zum Opfer zu fallen, nimmt stetig zu. So verzeichnete die Kreisverwaltung innerhalb von 200 Tagen rund drei Millionen Zugriffsversuche aus der ganzen Welt auf ihre IT-Systeme. Dazu kommen rund 52 000 potenzielle Bedrohungen pro Monat per E-Mail. Und auch die Industrie- und Handelskammer (IHK), die selbst erst kürzlich durch einen Angriff auf den Dienstleister aller IHKs betroffen war, sowie die Kreishandwerkerschaft berichten von der zunehmenden digitalen Gefahr.

„Die Auswirkungen können vielfältig sein“, sagt Kreissprecher Jan Kieserg mit Blick auf mögliche Hackerangriffe. „Nur selten wollen die Kriminellen technischen Schaden anrichten.“ In erster Linie gehe es vielmehr um die Rückgabe oder Nichtveröffentlichung von Informationen gegen Entgeltzahlung. Ein erfolgreicher Hackerangriff sei aber bei der Kreisverwaltung noch nicht vorgekommen.

Die Verwaltung des Landkreises unternimmt einiges, um sich vor den Bedrohungen im Internet zu schützen. Man versuche, technologisch immer auf dem aktuellen Stand zu sein, insbesondere in Bezug auf Betriebssysteme, Endpoint Security und Firewalls. „Bestehende Technologien werden immer wieder hinterfragt und gegen neue Ansätze ausgetauscht“, erklärt Kieserg. Es werde externe Unterstützung in Anspruch genommen. Dabei gehe es unter anderem um regelmäßige Schwachstellen-Checks der Webseiten. Die Kreisverwaltung arbeitet übrigens auch mit Beratern zusammen, welche die interne Daten- und Systemsicherheit bewerten und Maßnahmen erarbeiten. Darüber hinaus wird ein Frühwarnsystem genutzt, das gestohlene Daten, wie beispielsweise Passwörter oder Kontonummern, im Internet und Dark Web aufspürt.

Es komme beim Thema Cybersicherheit auch auf sensibilisierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter an, die vorsichtig agieren und die IT-Abteilung der Verwaltung frühzeitig miteinbeziehen. „Hier stellen wir eine Zunahme von Anfragen aus der Verwaltung fest, wobei um Unterstützung gebeten wird“, berichtet Kieserg. Wichtig sei dabei, dass die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wiederkehrend geschult werden.

„Kriminelle haben weiter hochgerüstet“

„Die IT-Sicherheit ist ein Thema, dessen Umsetzung für Unternehmen von großer Bedeutung ist“, teilt Monika Sommer, Hauptgeschäftsführerin der IHK Limburg, mit. „In den vergangenen Jahren haben die Cyberkriminellen weiter hochgerüstet.“ Zugenommen habe dabei nicht nur die Anzahl von Sicherheitsvorfällen. Auch die Raffinesse der Attacken sei sehr besorgniserregend. Durch Datendiebstahl, Erpressung von Geld, Datenspionage, Sabotage und Ausfall von Systemen oder die Beeinträchtigung ganzer Lieferketten entstehe der Wirtschaft jährlich ein Schaden in Milliardenhöhe.

„Wir haben keine Zahlen dazu, wie häufig Mitgliedsunternehmen der IHK Limburg Opfer von Hackerangriffen sind“, sagt Sommer. Ein Austausch zur Cybersicherheit im Industrieausschuss habe aber gezeigt, dass das Thema zunehmend an Bedeutung für die Betriebe gewinne. „Denn gerade Mittelständler, die sich selbst nicht für ein lohnendes Ziel von Cyberangriffen halten, stehen verstärkt im Fokus der häufig automatisierten Attacken“, erklärt die Geschäftsführerin.

Die Informationssicherheit sei eine Voraussetzung für eine nachhaltige und sichere Digitalisierung der Wirtschaft. Angesichts der verschärften Bedrohungslage müssten sich die Unternehmen entsprechend wappnen. Die IHK Limburg helfe dabei mit Informationen und Beratungen. Unter dem Hashtag „#GemeinsamDigital“ haben die Industrie und Handelskammern in Deutschland übrigens ihre Aktivitäten zur Digitalisierung des Mittelstandes gebündelt. Darunter findet sich auch eine Vielzahl von Web-Seminaren zur Daten- und Informationssicherheit, die von den Firmen genutzt werden können, um den eigenen Sicherheitsstand zu überprüfen und anzupassen. „Ebenso erfahren sie, wie sie sich besser vor Angriffen schützen können und was im Ernstfall zu tun ist“, sagt Sommer.

IT-Systeme nach Attacke abgeschaltet

Die IHK Limburg war zuletzt laut der Geschäftsführerin von einem Cyberangriff auf den zentralen IT-Dienstleister aller deutschen Industrie- und Handelskammer betroffen. „Weil dort aus Sicherheitsgründen die IT-Systeme abgeschaltet wurden, standen einige unserer digitalen Angebote zeitweise nicht zur Verfügung, und auch unsere Homepage sowie unser Mailsystem waren beeinträchtigt“, berichtet sie. Nach der Attacke seien sämtliche Sicherheitsstandards in der gesamten Organisation erhöht worden. Die IHK Limburg wurde bislang nicht Opfer eines Hackerangriffs. „Durch einige Sicherheitsmaßnahmen wie beispielsweise Firewalls, Berechtigungssysteme, Authentifizierungen, und durch die Sensibilisierung unserer Mitarbeiter schützen wir unsere IT“, so Sommer.

„Unsere Sorge vor einem möglichen Hackerangriff ist groß“, heißt es in einer Mitteilung der Kreishandwerkerschaft. Ein ausbalanciertes Konzept bilde die Grundlage jeder sicheren IT-Struktur. Dabei sei es wichtig zu verstehen, dass IT-Sicherheit niemals durch ein „einzelnes Feature“ hergestellt werde. Vielmehr ergebe nur eine individuelle Kombination Sinn, die aus betrieblichen Verhaltensregeln, technischen Funktionen und intelligenten Systemen bestehen müsse. Weitere Angaben zum Sicherheitskonzept der Kreishandwerkerschaft machen die Verantwortlichen zum Schutz der Institution nicht.

„Wir kommunizieren, so weit dies aufgrund der jeweiligen Sachlage noch möglich ist, von Mensch zu Mensch oder per Telefon“, teilt die Kreishandwerkerschaft mit. Moderne Kommunikationswege und IT-Strukturen seien aber vorhanden. „Sie werden dort, wo aufgrund der jeweiligen Sachlage notwendig und gewünscht, intern sowie extern eingesetzt.“

tobias ketter

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