6. Woche – Erik Kiefer berichtet über seine Zeit in Ruanda
Dieses Wochenende wollten wir den Muhabura, den zweithöchsten Vulkan auf ruandischer Seite der Virunga-Kette besteigen. Diese Vulkankette besteht aus 8 Vulkanen im Länderdreieck Ruanda, Uganada und Kongo. So ging es am Samstag mit einem Mietwagen an den Fuß der Vulkankette nach Musanze, in den Westen Ruandas
Volcanoes-Nationalpark
Dieser Nationalpark schützt auf ruandischer Seite den Teil der Virunga-Vulkane und die dort angesiedelten Tiere. Am Bekanntesten sind vermutlich die Berggorillas, deren Besichtigung in Ruanda schlappe 1.500USD pro Person kostet. In einer Parkläche von 127 Quadratkilometern liegen auf der Seite Ruandas 5 unterschiedliche alte Vulkane, die aber alle nicht mehr aktiv sind.
Unser Ziel war der Muhabura, der vor circa 900.000 Jahren entstanden ist und so ging es für uns am Sonntagmorgen sehr früh zum Parkoffice. Dort war man aber sehr überrascht uns zu sehen, da wir nebst Onlinebuchung und -zahlung nochmal vorher hätten anrufen sollen, da das Bezahlsystem scheinbar nicht mit dem Park vor Ort gekoppelt ist. Es mussten erst noch Vorbereitungen getroffen werden, sodass wir kurz vor halb 10 startbereit waren. Dann mussten wir noch aufs Militär warten, denn ohne Soldaten ist es verboten den Vulkan zu besteigen. Wie unser Guide erklärte, geht es einmal um die Grenzsicherung gegenüber Uganda, da der Vulkan genau auf der Grenze liegt und zudem um Schutz, falls man bei der Wanderung auf Schmuggler treffen sollte. Kurz nach halb 10 konnte sich unser 20-Manntrupp aus den 12 Soldaten, Guides und uns endlich in Bewegung setzen.
Langer Tag am Muhabura
Auf der Fahrt zum Startpunkt erzählte unser Guide, dass der Muhabura die härteste Wanderung wäre, die er kenne. Kilimanjaro-Besteiger hätten an diesem Berg aufgeben müssen und wenn wir es hier nach oben schaffen würden, könnten wir, mal abgesehen vom Everest, jeden Berg besteigen. Im Auto haben wir noch darüber geschmunzelt, aber das Lachen ist uns dann doch relativ schnell vergangen. Auf einer Strecke von 7km geht es 2000 Höhenmeter ziemlich gerade nach oben. Laut unserem Guide geht die Tour in der Regel um die 12 Stunden, sodass von Anfang an ein ziemlich hohes Tempo gewählt wurde, um möglichst wenig Zeit in der Dunkelheit laufen zu müssen.
Nach dem Vorgipfel auf rund 3850 Metern wurde die Luft dann auch merklich dünner und das Tempo langsamer. Nach knapp 5 Stunden kamen wir dann noch zu fünft am Gipfel auf 4.127 Metern an. Am Anfang waren wir komplett in einer Wolke, aber kurz vor dem Abstieg klarte es dann etwas auf, sodass wir noch eine grandiose Aussicht geniesen konnten. Durch den kleinen Kratersee verläuft die Grenze von Ruanda und Uganda, sodass wir auch den Besuch Ugandas noch für uns verbuchen konnten.
Kurz bevor es dunkel wurde kamen wir dann wieder unten an. Beeindruckend war vor allem auch die Leistung der Soldaten, von denen viele erst zwischen 18 und 20 Jahre alt waren, die in kompletter Ausrüstung und mit Gewehr wanderten und von denen auch zwei den Gipfel erreichten.
Unten trafen wir uns dann alle wieder und während wir in einer kleinen Bar saßen, wurde die Seite unseres Mietautos einmal völlig zerkratzt. Unser Guide war völlig außer sich und da das Militär noch in der Nähe war, standen wir plötzlich mit den 12 Soldaten umringt von dem ganzen Dorf an unserem Auto. Guide und Soldaten erklärten den Dorfbewohnern sehr deutlich wie wichtig der Tourismus für die Region, den Naturschutz und auch für ihr eigenes Einkommen ist. Auch das war noch eine spannende Erfahrung, die den Tag abrundete. Der Kratzer erwies sich zum Glück als nicht so dramatisch, aber es zeigte auch, wie sehr sich der Guide und die Mitarbeiter des Nationalparks einsetzen, um das Image des Parks zu stärken und die Schönheit der Natur dort so zu erhalten, wie sie ist.
Dian Fossey Museum & Blick auf die Twin-Lakes
Am Montag stand dann das Regenerationsprogramm an und so ging es für uns in die Ausstellung über die amerikanische Gorillaforscherin Dian Fossey. Sie lebte 20 Jahre im Gebiet des Nationalparks und erforschte das Verhalten und die Sozialstruktur der Gorillafamilien. Durch jahrelange Forschung und Imitation des Verhaltens, z.B. Blätter essen, gelang es ihr sich den Gorillas immer weiter zu nähern. Sie setzte sich zudem stark gegen die Wilderei ein und 1985 wurde sie ermordet.
Auf dem Rückweg machten wir dann noch an einem Aussichtspunkt mit Blick auf die beiden Seen Burera und Ruhondo Halt. Bis vor einigen Jahrtausenden war es noch ein einzelner großer See, der dann aber durch einen Lavastrom eines Vulkans getrennt wurde. Nach einem letzten Blick auf den Muhabura ging es nach einem ereignisreichen Wochenende zurück nach Kigali.
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