3. Woche – Erik Kiefer berichtet über seine Zeit in Ruanda
Heute möchte ich einen kleinen Überblick über die Projekte der Sparkassenstiftung für internationale Kooperation (SBFIC) in Ruanda geben.
Was macht SBFIC in Ruanda?
In Ruanda laufen aktuell zwei Projekte parallel:
Zusammen mit Burundi und Tansania findet in Ruanda das Regionalprojekt für Ostafrika: “Berufliche Bildung und Stärkung des Mikrofinanzsektors“ statt. Die Herausforderungen in den drei Ländern sind sehr unterschiedlich. Während Burundi einen sehr schwach entwickelten formellen Finanzsektor hat und weniger als 10% der Einwohner über ein Konto verfügen, besitzen in Ruanda, nach einer starken Entwicklung in den letzten 15 Jahren, fast 50% ein eigenes Konto. Dies gilt auch für Tansania, welches als flächenmäßig sehr großes Land aber auch andere Probleme als die kleinen Nachbarländer hat.
Aber in allen drei Ländern werden die gleichen Ziele verfolgt:
- Verbesserung der beruflichen Grundausbildung im bankfachlichen und kaufmännischen Bereich. In Ruanda beispielsweise wird daran gearbeitet eine duale Berufsausbildung, vergleichbar zum deutschen Modell, mit Wechsel von Berufsschule und Einsatz in den verschiedenen Abteilungen der Finanzinstitute zu etablieren.
- Unterstützung und Stärkung der Partnerinstitute. SBFIC arbeitet in Ruanda u.a. mit dem nationalen Mikrofinanzverband AMIR und dem Bildungsinstitut RICEM zusammen.
- Verbesserung des Zugangs zu Finanzdienstleistungen durch bedarfsgerechte Angebote der Finanzinstitute und Maßnahmen der finanziellen Bildung für die Bevölkerung.
In Ruanda gibt es in jeder Gemeinde (Umurenge) eine Kredit- und Spargenossenschaft (SACCO). Dadurch hat auch die ländliche Bevölkerung einen guten Zugang zu Finanzdienstleistungen. Ziel des Projektes „Restrukturierung des Umurenge-SACCO-Sektors und Aufbau einer Cooperative Bank“ ist es die 416 SACCOS zu 30 größere Einheiten zu fusionieren. Somit bleiben die Institute in der Fläche erhalten, aber es können Skaleneffekte genutzt werden und dadurch zum Beispiel die Professionalität der Mitarbeiter und das Serviceangebot gesteigert werden. Vergleichbar ist das Ganze mit einer Sparkasse in Deutschland, bei der ja auch nicht jede Geschäftsstelle ein eigenständiges Institut ist, sondern die aus Effizienz- und Kostengründen in Filialbereiche aufgeteilt ist. Darauf aufbauend soll eine Art zentrales Kreditinstitut gegründet werden, vergleichbar mit einer Landesbank in Deutschland.
(vgl.: www.sparkassenstiftung.de)
Improvisation am Wochenende
Am Wochenende stand eins meiner persönlichen Highlights auf dem Programm. Am Freitag ging es mit dem Bus wieder in den Western Ruandas, aber diesmal an das nördliche Ende des Kivu-Sees in die Stadt Rubavu (Gisenyi). Geplant war am nächsten Tag über die Grenze in den Kongo einzureisen und dort den Nyiragongo auf 3470 Metern Höhe zu besteigen. Dieser ist einer von acht Vulkanen der Virunga-Vulkankette im Länderdreieck Ruanda, Uganda, Kongo. Der Nyiragongo ist noch aktiv und in dem ca. 1km breiten Krater liegt der größte Lava-See der Erde. Nach einer Übernachtung unterhalb des Kraters sollte es nach dem Abstieg am Sonntag, am Montag noch zu einer der bekannten Berggorillatouren gehen.
Im Gegensatz zu Ruanda ist die Gesundheits- und Sicherheitslage im Kongo nicht unkritisch. Neben einem Ebola-Ausbruch kam es in der Vergangenheit leider vereinzelt auch zu tödlichen Zusammenstößen zwischen Milizen-Gruppen und Park-Rangern des Virunga-Nationalparks. Im Laufe des Freitags häuften sich dann die Anzeichen, dass bei einem Überfall, auf ihrem Rückweg von der Gorillatour, zwei britische Touristen und ihr Fahrer entführt wurden und eine Rangerin des Parks getötet wurde. In den Bus stieg ich dann schon mit der Gewissheit eigentlich nicht in den Kongo einzureisen, weil die Situation nicht überschaubar ist und während der Fahrt kam dann auch die offizielle Meldung, dass alle touristischen Aktivitäten geschlossen werden. Am nächsten Tag schlenderten wir durch die Stadt und an den Strand. Die Suche nach einem Alternativprogramm vor Ort gestaltete sich schwierig, da viele Telefonnummern auf offiziellen Internetseiten falsch waren und so ging es Samstagabend mit dem Bus zurück nach Kigali. Laut britischem Außenminister Johnson sind die beiden entführten Briten und ihr Fahrer mittlerweile zum Glück wieder frei.
Am Sonntag in Kigali wanderten wir dann auf den Mount Kigali, der uns vor zwei Wochen noch witterungsbedingt verwehrt blieb, und so gab es zum Abschluss des Wochenendes zumindest einen kleinen Gipfel für uns.
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