Deutschlands Corona-Schulden – wer zahlt?

eingestellt von Carolin Berger am 14. August 2020

Deutschlands Corona-Schulden – wer zahlt?

 

Folgen der steigenden Verschuldung

Deutschland macht so viele Schulden wie nie, viele Menschen verlieren ihren Arbeitsplatz. Wer soll das alles bezahlen? Kommt eine Währungsreform? Womit kann Deutschland in Zukunft punkten? Antworten von Dr. Ulrich Kater, Chefvolkswirt der DekaBank.

Herr Kater, die Corona-Krise kostet den Staat Milliarden. Wer soll das alles bezahlen?

Die bange Frage, wer denn diese Summen je wieder zurückzahlen soll, entspringt einem Missverständnis. Nämlich dem, dass der Staat seine Schulden komplett zurückzahlen muss. Diese Vorstellung gilt für natürlichen Personen, die für einen bestimmten Zweck – den Kauf einer Immobilie oder für Konsumausgaben – einen Kredit aufnehmen, der innerhalb der Lebenszeit getilgt sein muss. Der Staat ist aber – wie ein Unternehmen – auf Dauer angelegt.

Wie bei Unternehmen kann es auch beim Staat sinnvoll sein, mit Fremdkapital zu arbeiten: Ein Teil seiner wirtschaftlichen Aktivität, etwa die Bereitstellung von Infrastruktur oder Bildungsleistung, wirkt wie eine langfristige Investition. Das kommt auch späteren Generationen zugute. Dieser Anteil der Staatsausgaben kann durchaus kreditfinanziert werden.

Oder anders ausgedrückt: Die nächsten Generationen werden ihre Vorgänger nicht nur nach den hinterlassenen Schulden beurteilen, sondern auch danach, wie es um Infrastruktur, Bildungsniveau oder Forschung und Entwicklung bestellt ist.

Auch ein Konjunktureinbruch kann sehr weitreichende Folgen haben. Nämlich dann, wenn es nicht gelingt, die Aufschwungskräfte wiederzubeleben und die Konjunktur lange Zeit stagniert – oder sogar in eine Abwärtsspirale fällt wie etwa in der Weltwirtschaftskrise. All dies können wohlbegründete Anlässe für kreditfinanzierte Ausgaben des Staates sein.

Manche fühlen sich an die frühen Jahre in der Bundesrepublik erinnert und fürchten eine Währungsreform. Auch EU-Länder sind bereits über ihre Kräfte verschuldet. Wird der Euro halten? Oder kommt sogar eine Währungsreform?

Es geht nicht darum, die Verschuldung auf null zurückzuführen. Der Staat muss vielmehr dafür sorgen, dass seine Schulden tragfähig bleiben. Bei einem Zinssatz von null ist auch eine erhöhte Schuldenquote für einige Zeit tragfähig. Bei negativen Zinsen für Staatsanleihen sind sogar Erträge für den Staatshaushalt aus der Emission von Anleihen möglich.

Allein die Emissionstätigkeit des deutschen Finanzministeriums der vergangenen Jahre dürfte über die kommenden Jahre Erträge in der Größenordnung von zehn Milliarden Euro abwerfen.

Wichtig ist in den kommenden Jahren die Senkung der Schuldenquote, also des Verhältnisses von Schulden zum Bruttoinlandsprodukt. Diese Schuldenquote eines Staates sinkt automatisch, wenn das Wachstum der Wirtschaft oberhalb des Zinsniveaus liegt und dabei das laufende Haushaltsdefizit moderat bleibt.

Das ist die Aufgabe für alle Länder, ob im Euro oder außerhalb. Ein Austritt aus dem Euro würde einem Land keinen größeren Spielraum bringen. Im Gegenteil, es ist der sichere Weg in die Pleite. Das wissen alle Mitgliedsländer der Währungsunion.

Die Automobilbranche, an der unser wirtschaftlicher Erfolg hing, schwächelt und lässt Zukunftsvisionen vermissen. Womit kann Deutschland in Zukunft punkten?

Ja, die Automobilbranche in Deutschland muss sich kräftig strecken in den kommenden Jahren, um am Ball zu bleiben. Das gilt auch für andere Teile der deutschen Industrie. Die Struktur der Weltwirtschaft ändert sich.

Das bringt aber auch Chancen: Wenn Produktionsketten verkürzt werden und sogar Produktion wieder nach Hause geholt wird, sind neue Verfahren, Investitionen und Maschinen notwendig. Die deutsche Industrie hat in der Vergangenheit gezeigt, dass sie sehr wandlungsfähig ist.

 

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